[365] Czermak, Der ältere C., Joseph, zu Prag 25. Nov. 1825 geb. und daselbst 1848 promoviert, wirkte als Sekundararzt an der dortigen Irrenanstalt, dann als Primararzt zu Brünn, wo es seine Aufgabe wurde, an Stelle der irrenärztlichen Abteilung des St. Anna-Krankenhauses die neue mährische Irrenanstalt (1863) zu gründen. Er starb 23. Juli 1872 zu Graz, wohin er 1869 als Professor der Psychiatrie und Direktor der Steiermärkischen Landesirrenanstalt berufen worden war. Sein organisatorisches Talent fand die grösste Anerkennung, schriftstellerisch dokumentierte es sich in der 1866 erschienenen Abhandlung: »Die[365] mährische Landesirrenanstalt«. Seine kleineren – meist statistischen – Spezialarbeiten finden sich in der »Allg. Zeitschr. für Psychiatrie« und in der »Oesterreichischen Zeitschr. für Heilkunde«. – Johann Nepomuk, der jüngere C., geb, 17. Juni 1828, gest. 17. Sept. 1873, ist der bekannte Autor der Laryngoscopie. Er studierte in seiner Heimatsstadt Prag, dann in Wien, Breslau, Würzburg, habilitierte sich in Prag, nachdem er von grossen Reisen zurückgekehrt war und wurde zuerst Professor der Physiologie in Graz (1855), darauf in Krakau (1856), dann in Pest (1858 bis 60). Er resignierte dort, kehrte nach Prag zurück und arbeitete hier privatim in seinem eigenen Institut. 1865 folgte er einem Rufe nach Jena, begab sich jedoch 1870 nach Leipzig, wo er drei Jahre später als ausserordentlicher Honorarprofessor starb, nachdem er schon lange Jahre an Diabetes mellitus gelitten. C., dem ein grosses Erfindungs- und Darstellungstalent eigen war, veröffentlichte Untersuchungen »Zur Physiologie des Gesichtssinnes« (Akkommodations-Erscheinungen behandelnd) – »Über den Raumsinn der Haut«, bearbeitete in z.T. sehr origineller Weise auch den Einfluss des Nervus sympathicus auf die Speichelabsonderung, die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Pulswellen und einige mikroskopisch-histologische Themata. Durchschlagende Resultate zu erlangen war ihm jedoch nur auf dem Gebiet der Laryngologie vergönnt, wo er dem Kehlkopfspiegel Garcia's als Untersuchungsinstrument Bahn brach. Sein mit allen Vorrichtungen zum Experimentieren und Demonstrieren (auch für populäre Darstellungen) mit grossen Mitteln ausgestattetes Privatlaboratorium in Leipzig konnte als ein Muster für solche Institute angesehen werden.