Davidsohn, Hermann

[378] Davidsohn, Hermann, in Berlin, geb. in Konitz (Westpreussen) 8. Mai 1842, studierte in Berlin, Dr. med. 1868, übte seit 1869 zunächst allgem. Praxis, begann dann aber von 1886 bis 90 sich unter Zaufal (Prag), Schwabach, Krause, B. Fraenkel (Berlin) noch mit Oto-, Rhino- u. Laryngologie eingehend zu beschäftigen und ist seit 1891 ausschliesslich als Arzt für die genannten Spezialfächer, gleichfalls in Berlin, thätig. Neben den gewählten Spezialfächern interessierten ihn auch biologische Fragen. D. veröffentlichte: »Die electrische Durchleuchtung der Gesichtsknochen, ein sicheres Hilfsmittel für[378] die Diagnose des Empyema antri Highmori, unter Berücksichtigung der Form des harten Gaumens« (Berl. kl. W. 1892). Die Untersuchungen der Gaumenformen führten ihn zur Erforschung der Asymmetrie des menschlichen Körpers und deren Ursachen und schliesslich zu dem kühnen Wagnis, folgende Arbeit zu unternehmen: »Formbildung des menschlichen Körpers und Vererbung. Eine mechanische Erklärung.« Verf. führt die Formbildung des menschl. Körpers auf das Prinzip der Mechanik, das »Prinzip der Bewegung des Schwerpunktes« zurück, nachdem er zuvor die reale, nicht ideale (Haeckel) Grundform des Körpers mittels eines Massstabes festgestellt hat. Dieser Massstab entspricht einem bestimmten Körperteile, dessen Einfluss während des foetalen Lebens und der Dauer des Wachstums unbezweifelbar und ausserdem noch so beschaffen ist, dass man bei dessen Anwendung sowohl die Konturen der Körperoberfläche wie auch der inneren Organe genau umschreiben und die Wechselwirkung aller Teile des Körpers untereinander (Diderot – Goethe) zeigen kann. Unter Anwendung des gleichen Prinzipes der Mechanik und der Beihilfe der Hertwig'schen Entdeckung (Verschmelzung des Ovulum und des Spermakernes bei der Befruchtung) giebt Verf. sodann eine mechanische Erklärung der Vererbung.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 378-379.
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