[410] Donders, Frans Cornelis, geb. 27. Mai 1818 zu Tilburg in Noord-Braband, trat im Alter von 17 Jahren zu Utrecht als Zögling in das grosse Reichs-Hospital für Militärmedizin und widmete sich an dortiger Universität von 1835 bis 40 dem Studium der Medizin. Während zweier Jahre, nach beendigtem Studium erst in Vliessingen, darauf im Haag, als Militärarzt angestellt, promovierte D. an der Universität Leiden auf Grund einer »Dissertatio sistens observationes anatomico-pathologicas de centro nervoso« und wirkte dann als »Lector anatomiae et physiologiae« an der Utrechter militärärztlichen Reichsschule bis 1848, dem Zeitpunkte seiner Berufung zum Professor e. o. an die med. Fakultät der Utrechter Universität. Angeregt durch die Forschungen von Schleiden u. Schwann und unterstützt von einem Chemiker,[410] wie Mulder, hatte sich D. zunächst mikroskopischen und mikrochemischen Untersuchungen der tierischen Gewebe zugewendet und die Ergebnisse derselben (1846) in den »Holländischen Beiträgen zu den anatomischen und physiologischen Wissenschaften«, welche er im Vereine mit Van Deen und Moleschott herausgab, veröffentlicht. Aber schon vorher noch hatte D. durch seine 1844 gehaltene und 1845 im Druck erschienene Rede: »Blik of de stofwisseling als bron der eigen warmte van planten en dieren«, die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. In dieser Rede wird die Haut als Wärmeregulator des tierischen Körpers erklärt und es werden, wie man heutzutage sagen kann, dem Prinzipe von der Erhaltung der Arbeit entsprechende Anschauungen über die Vorgänge des Stoff- und Kraftwechsels in den organischen Leibern entwickelt. – Auch der grosse Ophthalmologe regte sich in D. schon in diesen ersten Jahren seiner schriftstellerischen Thätigkeit. Es erschienen die Abhandlungen: »De bewegingen van het menschelyk oog« (Holländ. Beiträge 1846) – »Über die Bestimmung des Sitzes der mouches volantes« (Z. f. phys. H. 1847) und die von D. seit 1845 redigierte medizinische Zeitschrift »Het Nederlandsch Lancet«, von welcher zwölf Bände erschienen sind, brachte 1848 die Abhandlung: »De anwending van prismatische brillenglazen tot genezing van scheelzien«. In demselben Jahre erschienen die Arbeit »Über den Zusammenhang zwischen dem Convergiren der Sehaxen und dem Accommodationszustande der Augen« und die Untersuchungen über die Regeneration der Hornhaut. Mit seiner 1852 erfolgten Ernennung zum ordentlichen Professor wandte sich D. vornehmlich der Ophthalmologie zu und übte bis 1862 augenärztliche Praxis aus. Seit 1855 Mitredakteur des v. Graefe'schen »Archivs für Ophthalmologie«, eröffnete D. 1858 das aus freiwilligen Beiträgen hervorgegangene »Nederlandsch Gasthuis voor ooglijders« zu Utrecht, in welchem er augenklinischen, auch von Ausländern, namentlich von Deutschen stark besuchten Unterricht erteilte, dabei war er trotz zeitraubender praktischer Thätigkeit, rastlos schriftstellerisch thätig und veröffentlichte eine grosse Zahl von Journalaufsätzen zur vergleichenden Anat.[411] und Physiologie des Sehorgans, welche das ältere Biogr. Lexikon verzeichnet. (B.-L. II p. 203). Die wichtigsten darunter sind diejenigen Arbeiten, die sich auf Refraktion, Accommodation, Brillenbestimmung etc. beziehen. 1863 erhielt D. als Nachfolger des 1862 verst. Schröder van der Kolk die ordentliche Professur der Physiologie, und es wurde 1866 das ganz nach D. Angaben eingerichtete neue physiologische Laboratorium in Utrecht eröffnet, wo er bis 1 Jahr vor seinem 24. März 1889 erfolgten Ableben in segensreichster Weise als Lehrer und Forscher wirkte. Von den vielen seit 1862 erschienenen Arbeiten D.'s verdienen Erwähnung: 1863: »Refractionsanomalien, oorzaken van strabismus« (Versl. en med. k. Acad.; deutsch: »Zur Pathogenie des Schielens« [Arch. für Ophthalmologie]) und »Über einen Spannungsmesser des Auges« (Ophthalmotonometer; Ib.), sodann aber vor allem 1864: »The anomalies of refraction and accommodation« (edit. by the New-Sydenham Society; 1866 erschien hiervon die deutsche Übersetzung von O. Becker, eine italienische von A. Quaglino und eine französische von Wecker in »Manuel d'ophthalmologie«). Ferner: »De l'action des mydriatiques et des myotiques« (Ann. d'oculist. LIII) – »Klangfarbe der Vocale« (Arch. für die Holländ. Beiträge). 1865: »Over stem en spraak« (Arch. voor Natuur-en Geneeskunde). Im selben Jahre (1865) erschien auch J. J. de Jaager's Dissertation: »De physiologische tijd bij psychische processen«, eine Arbeit, welche unter D.'s Leitung und wesentlicher Mitarbeiterschaft entstand. Um die Zeit zwischen Reiz und psychischem Effekt zu bestimmen, erdachte D. den »Noëmotachographen« und das »Noëmotachometer« (Ned. Arch. v. G. en N. III) und veröffentlichte 1868 in Reichert und du Bois-Reymond's Archiv die Arbeit: »Die Schnelligkeit psychischer Processe«.