[778] Hoppe-Seyler, Ernst Felix Immanuel, berühmter physiol. Chemiker zu Strassburg i. E, geb. zu Freiburg a. d. U., 26. Dezember 1825, besuchte die Univ. Halle, Leipzig, Berlin, Prag, Wien als Schüler von E H. und Ed. Weber, Oppolzer, Erdmann, Marchand, Joh. Müller, Lehmann, wurde in Berlin 1850 Doktor mit der Diss.: »De cartilaginum structura et chondrino«, liess sich dann hier als Arzt nieder, war Arzt am Arbeitshause 1852 bis 54 und beschäftigte sich gleichzeitig mit physiol.-chem. Arbeiten und physik. Diagnostik. 1854 übernahm er die Stellung[778] als Prosektor in Greifswald, habilitierte sich, daselbst, kehrte aber bereits 1856 nach Berlin zurück, wo er als Assistent Virchow's im pathol. Institut für pathol. Chemie bis 1864 thätig war und 1860 Prof. e. o. wurde. 1861 folgte er einem Ruf als ord. Prof. d. angew. Chemie nach Tübingen und 1872 siedelte er als ord. Prof. d. physiol. Chemie nach Strassburg über. In dieser Stellung verblieb er bis zu seinem Lebensende. H., der 10. August 1895 auf seiner Besitzung Wasserburg am Bodensee während eines Ferienaufenthaltes am Schlaganfall gestorben ist, gehört zu den Begründern der neueren physiol. Chemie, um die er sich nicht bloss durch eine unübersehbare Zahl eigener Forschungen in allen ihren Teilen, sondern auch durch eine umfassende Lehrthätigkeit verdient gemacht hat. Die Mehrzahl der deutsch. Universitätslehrer der physiol. Chemie und viele ausländ, sind aus H.'s Schule hervorgegangen. Von seinen Schriften seien zunächst erwähnt: »Handbuch der physiologisch- und pathologisch-chemischen Analyse« (Berlin 1858 bis 83, 5. Aufl.) – »Physiologische Chemie« (Ib. 1877 bis 81) – »Medicinisch-chemische Untersuchungen« (4 Hefte, 1866 bis 71) – »Zeitschrift für physiologische Chemie« (I bis XVIII, 1877 bis 94). Ausserdem veröffentlichte H. Arbeiten über die Eigenschaften der Blutfarbstoffe, der Eiweissstoffe, über Gährungen, Aktivierung des Sauerstoffs, Bestandteile der Protoplasmen etc. in Virchow's Archiv und Pflüger's Archiv und in der oben gen. Zeitschrift. Von diesen Einzelarbeiten haben namentlich diejenigen über die Eiweisskörper (Vitellin, Ichthin, Globulin, Albumin) und über die Chemie der Zelle in allerjüngster Zeit den Anstoss zu weiteren sehr wichtigen Forschungen gegeben. In Bezug auf die Blutfarbstoffe kommt H. das Verdienst zu, die Bedeutung des Hämoglobins für die innere Athmung, den Zusammenhang des Blutfarbstoffs mit dem Lecithin, das Nuklein in den Blutkörperchen, das Hämochromogen nachgewiesen zu haben. H. gab Methoden zur Analyse des Hämoglobins an, untersuchte dessen Spaltungsprodukte und förderte namentlich auch die Lehre von den Beziehungen der roten Blutkörperchen zu den Gallenfarbstoffen. In den Zellen wies[779] H. die Globuline, Albumine, Glycogen, die Verbreitung des Lecithins etc. nach. Wichtig sind auch H.'s Studien über die Bedeutung der Cholesterine und des Fetts in den Zellen.