[810] Jacobson, Julius, geb. 18. Aug. 1828 in Königsberg i. Pr., studierte daselbst, wurde 1853 promoviert, ging nach vollendeter Approbationsprüfung 1854 zu weiteren Studienzwecken zu Albr. v. Graefe nach Berlin. Aus dieser Zeit stammt ihr enges Freundschaftsverhältnis, das erst der Tod löste. Von Berlin ging er 1854 auf kurze Zeit zu Arlt nach Prag, widmete sich dort aber hauptsächlich der Vervollkommnung seiner chirurg. Kenntnisse unter Pitha. In Königsberg liess er sich als Ophthalmologe und prakt. Arzt nieder. 1856 bis 58 war er Assistent an der chir. Klinik. Bald wurde er trotz grosser Schwierigkeiten und kollegialischer Anfeindungen der gesuchteste Konsulent des Ostens. Auf die Kunde seiner grossen Erfolge strömten die Patienten selbst aus dem benachbarten Russland herbei. 1859 habilitierte er sich, 1861 wurde er a. o. Prof. Bald darauf begann sein schwerer, unermüdlicher, trotz aller Hindernisse siegreich vollendeter Kampf um die Selbständigkeit der Ophthalmologie an den Univ. des Königreichs Preussen. Dieser Kampf und seine siegreiche Vollendung kann wohl als sein Haupt-Lebenswerk bezeichnet werden. Anfangs hatte er ein paar Betten zur Aufnahme von operativen Fällen in seiner eigenen beschränkten[810] Wohnung aufstellen müssen, dann errichtete er eine Privatklinik, 1867 stellte ihm der Kurator zwei elende Zimmer im Leichenhause des pathol. Instituts als ophthalmolog. Univ.-Poliklinik zur Verfügung, 1869 erschien in der Prüfungsordnung v. 25. Sept. zum ersten Mal die Augenheilkunde als selbständiges Fach, 1871 wurde eine geräumige staatliche Poliklinik unter J.'s Leitung eröffnet, 1873 wurde er Ordinarius und damit prinzipiell der Ophthalmologie die selbständige Stellung an den preuss. Univ. eingeräumt, 1875 bis 77 dauerte der Bau der mit allem Unterrichtsmaterial ausgestatteten ersten Kgl. preuss. Univ.-Augenklinik, die er 1877 mit einer Gedächtnisrede auf Graefe einweihte und ebenso wie den Univ.-Unterricht bis zu seinem 14. Sept. 1889 erfolgten Tod leitete. Eine Reihe seiner Schüler wirken als Lehrer an deutschen Hochschulen. Hervorragende Verdienste hat er um die Entwicklung der Lehre vom Glaucom und der Staar- Operation. Durch seinen eigenen peripherischen Schnitt und Chloroformnarkose drückte er als erster die Verlustziffer von 10 % auf 2 % herab. 1863 war seine epochemachende Monographie: »Ein neues und gefahrloses Operationsverfahren zur Heilung des grauen Staares« erschienen. Bis zu seinem Tode arbeitete er an der Weiterentwicklung der Operations-Methode und referierte 1888 über ein neues Verfahren: »Extraction mit der Kapsel« (Verh. d. 61. Vers. D. Naturf. u. Ärzte in Köln[811] u. C-B. f. A. XIII). Er ist der Schöpfer der chirurg. Behandlung des Trachoms u. der Trichiasis-Operation (C. B. f. A. XI). Von seinen Schriften seien erwähnt: die drei Brochüren zur Reform des ophthalmologischen Universitäts-Unterrichts (Erlangen 1868, 69 u. 72), ferner »Mitth. aus der Königsberger Universitäts-Augenklinik« (1880) – »Albr. v. Graefe's Verdienste um die neuere Ophthalmologie« (1885) – »Beziehungen der Veränderungen und Krankheiten des Sehorgans zu Allgemeinleiden und Organerkrankungen« (1885) – »Beiträge zur Pathologie des Auges« (1888), Artikel über Cataract, Glaucorn, über contagiöse Augenkrankheiten, über Retinitis syphilitica, Diphtheritis conjunctivae, sporadische und epidemische Diphtheritis conjunctivae, Intraoculärer Cysticercus, praeparator. Iridectomie u. Antisepsis, Jequirity etc.