Landois, Leonard

Landois, Leonard
Landois, Leonard

[947] Landois, Leonard, geb. zu Münster 1. Dez. 1837, studierte in Greifswald, woselbst er 1861 promovierte und 1862 seine Staatsprüfung ablegte. Nachdem er sich hier 1863 habilitiert hatte, wurde er 1863 zum a. o. und 1872 zum ord. Prof. der Physiol. und Direktor des physiol. Instituts ernannt, dessen Neubau unter seiner Leitung erfolgte. Ausser zahlreichen kleineren Arbeiten auf dem Gebiete der Physiologie, vergl. Anatomie und Histologie verfasste er: »Die Lehre vom Arterienpuls« (Berlin 1872) – »Die Transfusion des Blutes« (Leipzig 1875, »Beiträge« dazu, Ib. 1878) – »Graphische Untersuchungen über den Herzschlag« (Berlin 1876, handelnd über patholog. Herzstosskurven und die kardiopneumat. Bewegung).[947] In seinem »Lehrbuch der Physiologie des Menschen« (Wien 1880, 10. Aufl. 1899) führte er den Grundgedanken durch, die Physiologie enger an die prakt. Medizin anzugliedern. (Übersetzungen erschienen: russ., Moskau 1882, engl., London, 4. Aufl. 1891, ital., Born, franz., Paris 1893, span., Madrid 1894). Er verfasste die Anatomien folgender Parasiten: Demodex, menschliche Pedikuliden, Pulex, Cimex lectularius, Bothriocephalus latus (mit Sommer). In seinem Buche »Die Uraemie« (Wien 1890, 2. Aufl. 1891) zeigte er, dass durch chemische Reizung der Grosshirnrinde sich typische, spontan rezidivierende eklamptische Anfälle hervorrufen lassen. Erwähnt seien noch seine monographischen Bearbeitungen der Angioneurosen und Hemmungsneurosen (mit Eulenburg). Von ihm rührt her die Entdeckung der Haemautographie, der periostalen Bildung der Geweihe, der Elastizitätselevationen an den Pulskurven, der Vorhofspulswelle bei Aorteninsuffizienz, des thermischen Hirnrindenzentrums (mit Eulenburg), der Ursache des plötzlichen Ergrauens der Haare, ferner die Konstruktion des Gassphygmoscops, des Angiographen, der tönenden Vokalflammen. Er beschrieb und benannte zuerst die Angina pectoris vasomotoria 1866, die Ataxia cerebralis 1876 und eruierte 1872 zuerst die Chromsäure-Quecksilber-Methode zum Studium der Nervenelemente (irrtümlich meist Golgi zugeschrieben).

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 947-948.
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