[999] Lewin, Georg Richard, bekannter Dermato-Syphilidolog in Berlin, geb. zu Sondershausen 19. April 1820, studierte seit 1841 in Halle, seit 1843 in Berlin, hier besonders als Schüler von Joh. Müller, unter dessen Leitung er 1845 promovierte. Nach Ablegung der Staatsprüfung unternahm L. eine längere Studienreise, die ihn nach Wien, Würzburg und Paris führte. Hierauf liess sich L. in Berlin nieder und widmete sich neben der Praxis auch experimentell-patholog. Studien, als deren Frucht er 1861 die Studie über die Wirkung des Phosphors auf den Organismus mit dem Nachweis der konsekutiven[999] fettigen Degeneration der Leber veröffentlichte. Auch hielt er eine Reihe von Jahren Kurse für die Physikatskandidaten. Die kurz vorher durch Czermak erfolgte Einführung der Laryngoskopie veranlasste L., sich der Laryngologie zuzuwenden; als einer der ersten in Berlin wandte er (neben Tobold) die neue Untersuchungsmethode an und trug sowohl praktisch wie schriftstellerisch durch seine »Klinik der Krankheiten des Kehlkopfes« (2. Aufl. 1863), sowie durch seine Monographie »Inhalationstherapie und Krankheiten der Respirationsorgane« (2. Aufl. Berlin 1865) zur Pflege der Disziplin bei, besonders nachdem er sich 1862 für dieselbe a. d. Univ. habilitiert und offiziell darin auch Studierende zu unterrichten unternommen hatte. Nach dem Tode v. Baerensprung's übernahm L. als dessen Nachfolger 1865 die Stellung als dir. Arzt der Abteilung für Syphilitische und Hautkranke an der Berliner Charité, rückte 1868 in ein Extraordinariat ein und hat dieses (seit 1884 mit dem Charakter als Geh. Med.-Rat) bis zu seinem 1. Nov. 1896 erfolgten Ableben verwaltet, doch war 1884 von seiner Klinik die Abteilung für Hautkranke abgezweigt und Schweninger übertragen worden. 1880 war L. als ausserordentl. Mitgl. in das kaiserl. Reichsgesundheitsamt berufen worden. An L.'s Namen knüpft sich als eine wichtige therapeutische Neuerung die Einführung der subkutanen Sublimatinjektionen, die L. nach verschiedenen primitiven Vorversuchen von[1000] anderer Seite zielbewusst und systematisch anwandte, zunächst in der Diss. von P. Richter (Berlin 1867), dann in Eulenburg's Werk »Die hypodermat. Insektion der Arzneimittel« und schliesslich in einer eigenen Monographie »Behandlung der Syphilis durch subcutane Sublimatinjectionen« (Ib. 1869) veröffentlichte. – Im übrigen hat L. eine grosse Zahl von Arbeiten publiziert über die verschiedensten Kapitel der Dermato.-Syphilidologie, auch über andere Teile der speziellen Pathologie, über Cysticercus cellulosae, parasitäre Sycosis, Argyrosis, morb. Addisonii, Acromegalie, Sclerodermie etc. Einen Teil seiner beträchtlichen Bibliothek erhielt die Berl. dermatol. Ges. als Legat.