Lipp, Eduard

[1016] Lipp, Eduard, geb. 20. Febr. 1831 zu Wundschuh b. Leibnitz (Steiermark) als Sohn eines Chir., promov. in Wien, Sekundararzt daselbst im Wiedener Krankenhause, 1861 Primararzt im Allgem. Krankenhause in Graz, 1865 Privatdozent für Dermatologie und Syphilis in Graz, machte mit Unterstützung der Regierung eine Reise nach Idria (Krain) zur Erforschung des Mercurialismus bei den Arbeitern im Quecksilberbergwerke, wurde 1873 Prof. e. o., 1874 Vorstand der neugegründeten Grazer Dermatol. Klinik, 1873 Direktor des Grazer Allgemeinen Krankenhauses, um welches er sich durch Einführung der Eigenregie die grössten Verdienste erwarb. Als ausgezeichneter aufopfernder klinischer Lehrer ist er unvergessen bei seinen zahlreichen Schülern, zu denen wohl die meisten Ärzte der östlichen Alpenländer zählen. Zur Ausgestaltung der wissenschaftl. Einrichtung seiner Klinik scheute er keine Opfer,[1016] wie er auch, einzelne seiner Schüler ans eigenen Mitteln an die hauptsächlichsten dermatologischen Lehrstätten des Auslandes sandte. Von einer seltenen Begeisterung für seine Spezialwissenschaft erfüllt, hat er auch einen wesentlichen Anteil an der gedeihlichen Entwicklung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft, deren 3. Kongresse zu Leipzig 1891 er trotz schwersten körperlichen Leidens präsidierte. Er litt an Carcinom des Oesophagus und starb nach entsetzlichen Qualen 30. Dez. 1891 in den Armen seines Assistenten Rille (jetzt Prof. in Innsbruck). Sein nicht geringes erworbenes Vermögen widmete er med. Unterstützungsvereinen und deutschnationalen Zwecken, wie er auch im politischen Leben als Vorkämpfer des Deutschtums im Grazer Gemeinderat, steiermärkischen Landtage und österreichischen Reichsrate hervorgetreten war. Die Fülle der auf ihm zeitlebens lastenden mannigfachsten Arbeiten war der litterar. Produktion wenig günstig. Von seinen fachwissenschaftl. Leistungen ist namentlich hervorzuheben: »Die Behandlung von Hautkrankheiten, namentlich der Psoriasis vulgaris mittels subcutaner Arseninjectionen« (Arch. f. Derm. und Syph. 1869), die er überhaupt als der erste geübt hat, ferner: »Über Erythema multiforme« (Ib. 1871), worin er zuerst auf die nicht so seltene Coincidenz desselben mit den Erscheinungen der sekundären Syphilis hinwies. Ferner hat L. zuerst Jodoform innerlich und in subkutaner Injektion bei Syphilis in Anwendung gezogen, worüber sein Schüler Thomann berichtete (1881). »Über Wirkungen des Erythrophlaeins« (1888) – »Beitrag zur Lehre von den Varicellen« (1880) – »Über Abortivbehandlung der Syphilis« (1886) – « Über Pemphigus vegetans und Pemghipus conjunctivae (1891).

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1016-1017.
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