Müller, Hermann Franz

[1172] Müller, Hermann Franz, in Wien, der bekannte Märtyrer der Pestforschung, geb. 25. Okt. 1866 zu Oberdöbling bei Wien als Sohn eines Univ.-Bibliothekars, studierte in Graz besonders als Schüler von Rollett, unter dessen Leitung er auch als erste wissenschaftl. Arbeit die Frage der Blutbildung behandelte. 1889 prom., war er einige Jahre Aspirant auf den Kliniken von v. Ziemssen, Meynert und Nothnagel, 1892 bis 94 Assistent an der v. Ziemssen'schen Klinik, seit 1895 bei Nothnagel Assistent, habilitierte sich 1896 in Wien für innere Med. und war 1897 klinisches Mitglied in der Kommission, die von der k. k. Akademie der Wissensch. nach Indien zum Studium der Pest gesandt wurde. Zurückgekehrt trat er wieder als Assistent a. d. I. med. Klinik unter Nothnagel ein, starb jedoch 23. Okt. 1898 an einer Pestpneumonie, die er sich durch Infektion bei der Behandlung eines an Pest erkrankten Wärters zugezogen hatte. Trotz seines jugendlichen Alters hat M. eine relativ beträchtl. Zahl von Arbeiten publiziert teils histol., teils neuropathol. Inhalts, sowie über die Krankheit, der er zum Opfer gefallen ist. Erwähnenswert sind davon: »Ein Beitrag zur Lehre vom Verhalten des Kerns zur Zellsubstanz während der Mitose« (Sitzungsber. der k. Akad. der Wissensch. in Wien 1891) – »Über Vorkommen und klinische Bedeutung der eosinophilen Zellen (Ehrlich) im cirkulirenden Blut des Menschen« (D. Arch. für klin. Med. XLVIII, 1891) – »Über die atypische Blutbildung bei der progressiven perniciösen Anämie« (Ib. LI) – »Über Lymphgefässe« (Ib.) – »Syringomyelie mit bulbären Symptomen« (Ib.) – »Zur Casuistik der aus frühester Kindheit persistirenden Facialislähmungen« (Ann. d. St. Allg. Krh. München VII) – »Über die Störungen der electro-musculären Sensibilität bei Läsionen gemischter Nerven« (D. Arch. für klin. Med. LV) – »Zur Leukämiefrage« (Ib. XLVIII, 1891).

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1172.
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