Otis, George Alexander

[1238] Otis, George Alexander, geb. 12. Nov. 1830 zu Boston, studierte auf der Univ. von Pennsylvanien, wo er 1851 den Doktorgrad erlangte, besuchte in demselben Jahre Europa, hielt sich namentlich längere Zeit in Paris auf, kehrte 1852 zurück, liess sich in Richmond, Virg., nieder und begann 1853 die Herausgabe von »The Virginia Medical and Surgical Journal« in Gemeinschaft mit Howell L. Thomas, später James B. Mc Caw, führte die Redaktion bis 1854, wo er nach Springfields, Mass., übersiedelte und daselbst eine gute Praxis erlangte. 1861 trat er als Surgeon in ein Regiment der Massachusetts Volunteers, wurde 1864 Surgeon bei den U. S. Volunteers, nach[1238] der Beendigung des Krieges 1866 Assistant Surgeon im Sanitätskorps der U. S. Army und erreichte bis 1880 den Rang als Major. Während des Krieges hatte er in Nord- und Süd-Carolina und besonders auf einem Hospitalschiff Dienste geleistet. Seit 1864 in die Office des Surgeon-General der Armee kommandiert, wurde er Kurator des Army Medical Museum und bei der Abteilung der Surgical Records angestellt. Er entwickelte in beiden Ämtern eine so unermüdliche Thätigkeit, dass durch seine Bemühungen namentlich das genannte Museum sich zu den ersten seiner Art in der Welt entwickelte. Nachdem unmittelbar bei Beendigung des Krieges seitens des Surgeon-General von der gesetzgebenden Versammlung die erforderlichen Fonds gesichert waren, begannen auf seine Veranlassung Otis und Woodward die Sammlung des Materials zu einer med.-chir. Geschichte des Krieges, ersterer für den chirurg., letzterer für den mediz. Teil. Die erste vorläufige Publikation war das in den weitesten Kreisen verbreitete und mit allgemeinem Beifall aufgenommene »Circular Nr. 6« (1865), in welchem die erste Hälfte von O. herrührte. Nacheinander publizierte derselbe als von der Surgeon-General's Office ausgehende Zirkulare: »A report on amputations at the hip-joint in military surgery« (1867) – »A report on excisions of the head of the femur for gunshot injury« (1869), zwei äusserst wertvolle Monographien, und es erschienen dann von der grossen »Medical and Surgical History of the War of the Rebellion«, von ihm herausgegeben: »First Surgical Volume« (1870) und »Second Surgical Volume«, die, auf das liberalste in der ganzen Welt verbreitet, die ungeteilteste Bewunderung aller Sachkenner wegen der mühevollen Sammlung und der geistreichen Verarbeitung des riesigen Materials erregten. Nebenbei fand O. noch Zeit, ebenfalls als amtliche Publikationen, zu bearbeiten und herauszugeben: »A report of surgical cases treated in the Army of the United States from 1865 to 1871« (1871) – »A report on a plan of transporting wounded soldiers by railway in time of war« (1875) – »A report on transport of sich and wounded by pack animals« (1877). Zur Zeit seines 23. Febr.[1239] 1881 vorzeitig erfolgten Todes hatte er die Bearbeitung des 3. chirurg. Bandes etwa zur Hälfte vollendet. – O. hat das allerseits anerkannte hohe Verdienst, die chirurgischen Ergebnisse eines riesenhaften, langen und blutigen Krieges in streng wissenschaftlicher Weise verwertet und der Welt zugänglich gemacht zu haben, wie dies in ähnlicher Art vor ihm noch niemals geschehen war. Sein Name wird daher auch mit der Kriegschirurgie unauslöschlich verbunden bleiben.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1238-1240.
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