[1252] Palasciano, Ferdinando, zu Neapel, geb. 1815 zu Capua, wirkte zuerst als Chirurg in der neapol. Armee, auf welche Stellung er während der polit. Unruhen 1848 Verzicht leistete, um als Privatdozent Chirurgie zu lehren. 1860 wurde ihm von der Regierung der Diktatur die Leitung eines Krankenhauses übergeben, und am Ende desselben Jahres wurde er von der mittlerweile eingesetzten k. ital. Regierung zum Inspektor des Syphilicomiums zu Neapel ernannt, welche[1252] Anstalt er von Grund ans so umwandelte, dass er beinahe Begründer derselben genannt zu werden verdient. Da aber die Begierung später nicht auf alle seine Vorschläge eingeben wollte, zog er sich von dieser Stellung zurück und wurde 1865 zum ord. Prof. der chir. Klinik an der Univ. zu Neapel ernannt. Er leitete die chir. Klinik mit grossem Beifall und sein Ansehen als Lehrer, Operateur und wiss. Schriftsteller erreichte einen bedeutenden Grad. Die Überführung der Kliniken vom Ospedale degli Incurabili nach dem Ospedale Gesù e Maria, welche er mit der grössten Energie anfocht, war der Grund, dass er bereits 1866 auf sein Lehramt resignierte. 1867 wurde er zum Abgeordneten des ital. Parlaments erwählt und in dieser Stellung vertrat er viele med. Interessen, namentlich die Institution der Sachverständigen bei den Gerichten. In den 80 er Jahren wurde er zum Senator des Königreichs ernannt. Eines seiner grössten Verdienste ist das, die Neutralität der Schwerverwundeten und Kranken während der Kriege vorgeschlagen und durch eine lange Reihe von Jahren in Kongressen, in Akademien, im Parlament und wo immer möglich hartnäckig verfochten zu haben. Fast alle seine Arbeiten sind in den zahlreichen Bänden des von ihm in Neapel herausgegebenen »Archivio di chirurgia pratica« enthalten. Mehrere Jahre lebte er ziemlich zurückgezogen auf seiner Villa am Capodimonte von Neapel, wo er 28. Nov. 1891 starb.
Pagel-1901: Massei, Ferdinando