[1298] Pirogow, Nikolai Iwanowitsch, geb. 10./25. Nov. 1810 in Moskau, bezog bereits 1825 die Univ. zu Moskau, hatte 1828 den med. Kursus beendet und wurde als Arzt entlassen. Auf den Rat und die Empfehlung des Prof. Muchin zur weiteren Ausbildung nach Dorpat geschickt, begann er hier aufs neue die med. Studien, mit besonders ausgesprochener Neigung für Chirurgie und Anatomie, unter Moier. 1832 Dr. med., begab er sich zur weiteren Ausbildung nach Deutschland, studierte in Berlin, Göttingen und erhielt nach seiner Rückkehr 1836 die Professur der Chir. in Dopat, die er bis 1840 bekleidete. In diese Zeit fallen P.'s hervorragende anatomische Arbeiten über die Arterien und Faszien, wodurch er sich zuerst in weiteren Kreisen bekannt machte. 1840 nach Petersburg als Prof. der Hospitalchirurgie an der militär-med. Akademie berufen, entfaltete P., neben seiner schriftstellerischen Thätigkeit, einen ausserordentlichen Einfluss auf das Hospitalwesen als Organisator; er setzte die Einrichtung[1298] eines besonderen anat. Instituts (für prakt. Anat.) durch und stellte als Prosektor den nachmaligen Prof. Wenzel Gruber an. 1847 war P. vom Juli bis Nov. in den Lazaretten des Kaukasus thätig, führte die Ätherisation bei Operationen ein und sorgte für gute Verpflegung der Verwundeten. 1848 begann er seine Cholerastudien und machte fast 800 Sektionen. 1854 bis 58 war P. in Sebastopol thätig. 1857 ging P. als Kurator des Odessaer Lehrbezirkes nach Odessa und bald darauf nach Kiew. Jedoch brachten ihn seine freisinnigen Anschauungen in Konflikt mit seinen Vorgesetzten, er gab die Stellung auf, ging auf sein Landgut und wurde Friedensrichter. 1862 trat P. wieder in Staatsdienste, insofern er vom Minister Golowin beauftragt wurde, eine Anzahl junger Russen, welche im Auslande ihre Studien machten, um später in Russland zu dozieren, zu beaufsichtigen. Mit diesem Auftrage lebte P. 1862 bis 66 in Deutschland, kehrte aber dann wieder auf sein Landgut zurück. 1870 besuchte P. während des deutsch-französischen Krieges, im Auftrage der Gesellschaft zur Pflege verwundeter und kranker Krieger, die Hospitäler Deutschlands und Frankreichs; 1877 bereiste er Rumänien und Bulgarien, dann lebte er in Stille auf seinem Landgute, nach alter Weise der Praxis sich hingebend. Noch einmal, 1881, trat er an die Öffentlichkeit, insofern er 1881 sein 50jähr. Dienstjubiläum[1299] feierte; er hatte häufig an Kränklichkeit zu leiden und starb 23. Nov. (5. Dez.) 1881. P. ist in der Geschichte seiner Wissenschaft durch die nach ihm benannte Methode der Exarticulatio pedis verewigt. Die betr. Publikation ist betitelt: »Osteoplastische Verlängerung der Unterschenkelknochen bei der Exarticulation des Fusses« (Leipzig 1854). Ausserdem veröffentlichte er noch einen grossen chir.-anat. Atlas der Arterienstämme und Faszien (Dorpat und Reval 1837 bis 40 mit lat. und deutschem Text) und mehrere andere von Stieda in dem älteren Lexikon bereits aufgezählte Werke.