Pitha, Franz

Pitha, Franz
Pitha, Franz

[1301] Pitha, Franz Freiherr von, zu Wien, geb. 8. Febr. 1810 zu Rakom, begann 1830 in Prag seine Studien, promovierte 1836 daselbst als Dr. med., 1837 als Dr. chir., war 1836 bis 37 Assistent der 2. chir. Klinik und Sekundar-Chirurg im Prager allgem. Krankenhause und 1838 bis 41 Assistent auf J. Fritz's chir. Klinik. Seine schon in dieser Zeit bewährten operativen und litter. Leistungen bewirkten, dass er 1839 zum supplier. Prof. der chir. Klinik und Dozenten der Akologie ernannt wurde. Bis 1843 versah er auch die Stelle eines Primar-Chirurgen und Gerichts-Wundarztes im k. k. Strafhause, unternahm nach Ablauf seiner Assistentenzeit zusammen mit befreund. Kollegen (Kiwisch, Halla) eine längere wissenschaftl. Reise durch Deutschland, Dänemark, Holland, Belgien, Frankreich und England und wurde nach dem Tode von Fritz (1841), der in Prag 30 Jahre lang die prakt. Chirurgie gelehrt hatte, 1843 zu dessen Nachf. ernannt. Als Lehrer entfaltete er nunmehr eine ungemein erspriessliche Thätigkeit, seine Klinik und Abteilung wurde von Ärzten des In- u Auslandes eifrig besucht, da er sich immer auf der Höhe der Wissenschaft zu halten wusste. Zur Vermehrung seines Ruhmes trug nicht wenig auch seine unermüdliche litter. Wirksamkeit bei, die zunächst sich auf die von ihm 1844 mitbegründete Prager Vrtljhrschr. f. prakt. Heilk. konzentrierte, indem er für dieselbe nicht nur chir. Referate in deren Analekten übernahm, sondern auch eine Reihe von wichtigen Arbeiten darin publizierte, von denen wir, ausser den in 5 Bänden (VIII, XIX–XXII) enthaltenen Berichten über seine Klinik in den Jahren 1844, 45 bis 47, besonders anführen: »Ueber die Diagnose und Pathologie eingeklemmter Brüche« (VIII, IX, X) – »Ueber subcutane Venen-Unterbindungen« (XII) – »Ueber Teleangiektasien« (XIII) – »Ueber Aether-Inhalationen bei chirurg. Operationen« (XVII) – »Die Nekrologe von Dieffenbach und Lisfranc« [1301] (XVIII) – »Ueber Chloroform« (XIX) – »Ueber die Baumwolle in der Chirurgie« (XXIII) – »Ein Fall von operirter Doppelbildung« (XXVI) – »Ueber den Hospitalbrand« (XXX) – »Ueber Schultergelenks-Luxationen« (XXXVI) – »Ueber Bronchotomie und deren Indicationen« (LIII) – »Ueber Oedem der Glottis« (LIV). Nach 14jähr. ruhmvoller Wirksamkeit an der Prager Hochschule schied er 1857 von derselben, unter zahlreichen Beweisen ehrenvoller Anerkennung, um an der 1854 wieder eröffneten med.-chir. Josephs-Akademie in Wien die Professur der Chir. und chir. Klinik zu übernehmen. Auch hier wirkte er mit gleichem Eifer für die Heranbildung tücht. Feldärzte und trug nicht wenig zum Emporblühen der Akademie bei. Während des ital. Krieges, 1859, war er auf dem Kriegsschauplatze 3 Monate lang in mühe- und ruhmvoller Thätigkeit, wurde 1859 in den erblichen Ritterstand des österr. Staates erhoben, 1863, bei Errichtung des Unterrichtsrates, in denselben, 1864 in das Militär-Sanitäts-Komitee berufen, übernahm 1866 auf dem ital. Kriegsschauplatze die Oberleitung des Feldsanitätswesens und der Feldspitäler u. führte dieselbe mit nicht geringerer Auszeichnung, wie bei früheren Gelegenheiten; er erhielt dafür u.a. den Titel als Oberstabsarzt 1. Kl., den Charakter als Hofrat, später wurde er auch zum Freiherrn ernannt. Seine litter. Leistungen in dieser Zeit waren: »Krankheiten der männlichen Geschlechtsorgane« (R. Virchow's Handb. d. spez. Path. u. Ther., VI, Abt. 2, 1864) und in Gemeinschaft mit Th. Billroth die Herausgabe eines »Handb. der allgem. und spez. Chirurgie«, in welchem (I, 4. Abt.) er selbst »Die Krankheiten der oberen und unteren Extremitäten« bearbeitete. Bis zu dem jahrelangen Siechtum, welches seinem 29. Dez. 1875 erfolgten Tode vorherging, war P. ein durchaus auf der Höhe der Wissenschaft stehender Chirurg, ein vortrefflicher Anatom, ein hervorragender Diagnostiker, ein eleganter[1302] und glücklicher Operateur, dessen ganzes Wesen daneben Liebenswürdigkeit und Bescheidenheit an sich trug, ein wohlwollender und gewissenhafter Lehrer, als Arzt weltmännisch, gentlemanlike, so dass ein jeder, der ihn kannte, zu seinen Verehrern zählte.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1301-1303.
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