Pospelow, Alexei

[1316] Pospelow, Alexei, in Moskau, Sohn eines Arztes, geb. 1846 in Dankow (Gouv. Rjäsan), studierte seit 1864 in Moskau bis 1869 »mit Auszeichnung« und wurde von der Fakultät mit einer Medaille für die Arbeit »Ueber den physiologischen Unterschied in der Wirkung von Jod- und Brom-Kali auf den Organismus der Thiere« bedacht. Als Ordinator der Klinik für Haut- und vener. Krankheiten am neuen Katharinen-Hosp. in Moskau prom. P. 1874 mit der Inaug.-Diss.: »Die Behandlung der Syphilis mit hypodermalen Sublimatinjectionen«. 1875 wurde P. Konsultant am Mjasnizki'schen Stadtkrankenhaus. Bereits damals beteiligte P. sich als Mitglied einer Kommission[1316] »für Ausarbeitung von Massregeln zur Verhütung der Syphilisverbreitung in Moskau« an der Schaffung eines neuen Systems der Überwachung der Prostitution. 1876 wurde P. dirig. Arzt am Mjasnizki-Hosp., dessen Krankenmaterial er im weitesten Masse zu Studienzwecken zugänglich machte. Seitdem datiert auch die »Hebammen-Schule für Haut- und vener. Krankh. bei Frauen und Kindern« am Mjasnizki-Hosp., welche 1883 von der Regierung bestätigt und zu Ehren des Moskauer General-Gouverneurs Fürsten Dolgorukow »die Dolgorukow'sche Schule« genannt wurde, mehr aber unter dem Namen der »Pospelow'schen Kurse« bekannt ist. 1879 ging er ins Ausland und arbeitete bei Hebra, Kaposi, Neumann, Auspitz, Siegmund, Ultzmann in Wien und bei Besnier und Fournier in Paris, wobei er die Spezial-Hosp. Deutschlands. Frankreichs und Österreich-Ungarns besuchte und auch die administrative und wirtschaftl. Seite kennen lernte. 1880 bis 84 war P. Vorsitzender der »Gesellschaft Russischer Ärzte« in Moskau, 1885 wurde er Privat-Dozent, 1887 legte P. der Stadtverwaltung ein neues Projekt zur sanitären Regelung der Prostitution Moskaus vor, welches von derselben acceptiert bis jetzt sich praktisch bewährt hat. 1887 wurde P. Prof. e. o., 1889 hielt er auf dem I. Dermatologen-Kongress zu Paris einen Vortrag: »De la surveillance de la prostitution de Moscou«, und veröffentlichte seine in den Sanitäts-Bureaux in Paris und Brüssel gemachten Beobb. in der »Ztschr. f. ger. Med. und allgem. Hygiene«. 1890 gründete P. zus. mit anderen Kollegen die »Mosk. Derm. und Venereol. Gesellschaft«, deren Vorsitzender er bis jetzt noch ist. Nach dem Tode Mansurow's 1892 ging die neue Univ.-Klinik für Hautkrankh. auf Dewitschje Pole an P. über. 1897 wurde P. zum ord. Prof. der Univ. Moskau ernannt. Von den mehr als 100 Arbeiten P.'s seien hier nur chronologisch angeführt: »Ueber syph. Fieber« (Mosk. med. Ztg. 1873, russisch) – »Ein Fall von Lymphangioma tuberosum multiplex« (Viert. f. Derm. u. S. 1879) – »Ueber den Einfluss des Nervensystems auf einige Formen von Hautkrankh.« (Prot. d. Konf. von Ärzten des M. H. 1881, russ.) – »Zur Diagnostik der Ammen-Syphilis« (Ib.) – »Un cas[1317] rare de dystrophie de la peau« (Annal. de Derm. et Syph., 1885) – »Zur Casuistik des Lichen ruber planus der Haut und der äusseren Schleimh.« (Viert. f. D. u. S., 1885) – »Die Behandlung der Syph. mit Calomelinjectionen nach Scarenzio-Smirnow« (Mosk. Ärzte-Verein, 1887, russ.) – »Ueber extragenitale Syphilisinfection« (Arch. f. Derm. und Syph., 1889) – »Ueber die Bedeutung der Coccidien bei Hautkrankh.« (IV. Pirogow'scher Ärzte-Kongress 1890, russ.) – »Trophische Hautveränderungen bei spinaler Gliomatose oder Syringomyelie« (Ib., Festschrift für Prof. Pick, 1898) etc. Ausserdem sind unter P.'s Redaktion erschienen russ. Übersetzungen von Behrend's Lehrbuch der Hautkrankheiten, Fürbringer's »Sexuelle Störungen bei Männern«, Finger's »Blenorrhoe der Sexualorgane nebst Complikat.« und viele andere. P. hat ein »Kurzgefasstes Lehrbuch der Hautkrankh.« (russ.) für Ärzte und Studierende herausgegeben, welches mehrere Auflagen erlebt hat.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1316-1318.
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