Rindfleisch, Georg Eduard

Rindfleisch, Georg Eduard
Rindfleisch, Georg Eduard

[1390] Rindfleisch, Georg Eduard, geb. 15. Dez. 1836 in Köthen, absolvierte seine med. Studien in Berlin 1856 bis 60 und schloss sich als Schüler von vornherein an Virchow an. Zu Breslau 1861 habilitiert, folgte er einer Berufung als Prof. e. o. nach Zürich bereits im nächsten Jahr, blieb dort bis 1865, erhielt dann[1390] den Ruf nach Bonn und 1874 den nach Würzburg, wo er jetzt noch wirkt. Seine Hauptarbeiten sind: »Lehrbuch der pathol. Gewebelehre« – »Elemente der Pathologie, ein natürlicher Grundriss dieser Wissenschaft«. In v. Ziemssen's Handbuch bearbeitete er die Tuberkulose, publizierte zahlreiche Einzelmitteilungen in Virchow's Archiv und anderen Zeitschriften und wandte sich neuerdings besonders der Erforschung der Blutbildung zu. In einer Rektoratsrede: »Medizinische Philosophie« (1887) und in einem bei der Naturforscherversammlung zu Lübeck (1895) gehaltenen öffentl. Vortrag über Neovitalismus, begründete er eine philos. Auffassung der Natur, welche unter ausdrücklicher Ablehnung einer besonderen Lebenskraft, wie sie der alte Vitalismus annahm, die Bedeutung des Lebens sucht in der Darstellung einer immer vollkommener werdenden Selbstbestimmung der Lebewesen durch Arbeitsteilung (Altruismus, Organisation), auf menschlich-moralischem Gebiete der Freiheit durch die Nächstenliebe. Das Fundament dieser Auffassung findet er in der jedem Naturforscher geläufigen Vorstellung, dass die Welt als Ganzes nicht von aussen bewegt werde, sondern die Ursachen ihrer Bewegung in sich habe, sodass jene wachsende Bewegungsfreiheit der Lebewesen eine, wenn auch unvollkommene Nachbildung des Ganzen im Teile sei, aber auf eine Einheit von Kraft und Stoff hinweise, für deren möglich[1391] höhere Stufen unser Vorstellungsvermögen nicht ausreichend sei.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1390-1392.
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