Rydygier, Ludwig

Rydygier, Ludwig
Rydygier, Ludwig

[1453] Rydygier, Ludwig, in Lemberg, geb. 1850 zu Dossoczyn, studierte seit 1869 in Greifswald, Berlin u. Strassburg, wurde 1874 in Greifswald mit der Diss.: »Experimentelle Beiträge zur Lehre von der Wirkung der Carbolsäure« Doktor. Er widmete sich der Chirurgie und arbeitete unter der Leitung v. Langenbeck's, Luecke's, Vogt's und Hueter's, dessen Assistent er eine Zeit lang war. 1878 und 79 war er in Jena als Privatdozent der Chir. thätig; seine Habilitationsschrift war: »Eine neue Methode zur Behandlung der Pseudarthrosen«. 1880 liess er sich in Culm an der Weichsel nieder, gründete dort eine chir. Privatklinik und entwickelte daselbst eine sehr rege und fruchtbringende Thätigkeit. 1884 begann er in Posen die Herausgabe seines: »Podrecznik chirurgii szczególowej« (Handb. der spez. Chir.). Als Nachfolger von v. Mikulicz-Radecki 1887 zum o. ö. Prof. für Chir. in Krakau ernannt, siedelte er 1897 in derselben Eigenschaft nach Lemberg über, wo er gegenwärtig als Direktor der chir. Klinik mit dem Charakter eines Hofrats wirkt. R. veröffentlichte seit 1873 eine grosse Anzahl (über 100) chirurg. Artikel in poln. und deutschen Archiven und Wochenschrr. Von diesen seien nur hervorgehoben seine zahlreichen Arbeiten über Magen-Darmchirurgie. Er hat nicht nur als zweiter nach Péan die Magenresektion[1453] ausgeführt, sondern im Gegensatz zu diesem diese Operation warm anempfohlen, ihre Indikatt. aufgestellt und die Technik klin. und experim. ausgeb. Der Schnitt in der linea alba wurde allgemein angenommen (Billroth empfahl den Schrägschnitt im rechten Hypochondrium), ebenso die Vereinigung des Duodenums mit der grossen Curvatur, und vor allem die Kürschnernaht sowohl bei Magen- wie Darmnähten, deren Vorzüge man lange Zeit nicht anerkennen wollte. Speziell die Darmchir. betreffen seine Arbeiten: »Ueber circuläre Darmresection« (B. k. W. 1881, wo das Verhalten und die Ernährungsverhältnisse der durchschnittenen Darmschlinge beim Ablösen des Mesenterium experimentell festgestellt wird) – »Zur Behandlung der Darminvagination« (Verh. der deutsch. Ges. für Chir. 1895), wo die Technik der Barkek-Rydygier'schen Resektion des Invaginatum genau beschrieben und andererseits darauf hingewiesen wird, dass selbst nach Jahren eine Desinvagination nicht selten gelingt. Neue Operationsmethoden oder Verbesserung älterer haben zum Ziele ausser den schon erwähnten, die Magen-Darmchirurgie betreffenden noch folgende Arbeiten: »Exstirpation des Uterus nach der Freund-Rydygier'schen Methode« (B. k. W. 1880 etc.) – »Eine neue Resectionsmethode der Fusswurzelknochen beim veralteten Pes varus« (Ib. 1883) – »Hüftgelenksresektion« (Gaz. lek. 1884) – »Sectio alta« (W. k. W.) – »Osteodermoplastische[1454] Fussamputation« (Langenbeck's A., XXXVII) – »Bildung einer Ventil-Scheiden-Mastdarmfistel« (W. k. W. 1893) – »Zur Operationstechnik bei Unterbindung der Art. thyreoidea inf.« (Cbl. f. Ch. 1889) – »Unterbindung der zuführenden Arterien bei Uterusmyomen« (Ib. 1890 u. Cbl. f. Gyn. 1894) – »Zur operativen Behandlung der Zwerchfellsverletzungen« (W. k. W. 1892) – »Temporäre Resection des Kreuzbeins u. Bildung eines schlussfähigen Sphincters« (Cbl. f. Ch. 1893 und 94) – »Modification der Schnittführung bei totaler Ausräumung der Achselhöhle« (W. k. W. 1893) – »Splenopexis bei [1455] Wandermilz« (Ib. 1895) – »Ueber Herzwunden« (Ib. 1898). Die übrigen Arbeiten behandeln teils allgemeine Themata, wie z.B. zur Sprayfrage, Unterricht in der Chir., Koch'sches Heilverfahren etc., teils verschiedene Wundbehandlungsmethoden (Wundbehandlung ohne Drainage etc.), teils sind es klinische Vorträge (über Pylorusresektion, Chloroformnarkose, Volkmann's Sammlung, die Behandlung der Gelenktuberkulose, über Peritonitis, Appendicitis, etc.), teils kasuistische Mitteilungen.[1456]

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1453-1457.
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