Scheiber, S. H.

[1490] Scheiber, S. H., zu Budapest, geb. 1834 in Dunapentele (Ungarn), studierte in Wien, ward dort 1859 zum Dr. med., 1860 zum Dr. der Chir. und Magister der Geburtsh. promoviert, fungierte bis 1862 als Sekundarius am Wiedener allgem. Krankenhause, worauf er nach Jassy als Chirurg und Prosektor des Centralspitales Sft. Spiridon übersiedelte. 1864 ward er nach Bukarest als Chef des travaux anatomiques an die damals noch med. Lizentiatenschule berufen, in welcher Eigenschaft er, als diese 1870 in eine med. Fakultät umgewandelt wurde, auch bei dieser verblieb. 1865 ward er auch Primararzt des dortigen Sft. Panteleimonspitales, und 1867 zum Prosektor des Centralspitales Coltza ernannt, welcher Posten auf seine Initiative gegründet wurde, und in welcher Eigenschaft er ein pathol.-anat. Museum gründete, das schon 1873 über 600 Präparate zählte, ferner auch ein anthropol. Museum, aus dem die anthropol. Sammlungen von Wien, Berlin und Budapest wertvolle Schädel erhielten. Er war der erste, der in Rumänien Obduktionen in den Spitälern einführte, und der die ersten Tracheotomien in Rumänien machte. Er konstatierte zuerst das Vorkommen der Trichinose beim Menschen (1865) und gegen Borasch das der Lepra in Bumänien. Nachdem er 1873 wegen seiner durch Sumpffieber stark erschütterten Gesundheit Rumänien verlassen hatte, praktizierte er 1875 bis 82 in Stuhlweissenburg;[1490] seit 1882 lebt er in Budapest, sich vorwiegend der Neuropathologie und Elektrotherapie widmend. Er veröffentlichte ausser den in der älteren Quelle bereits erwähnten Arbeiten seitdem u.a. noch folgende: »Ueber cerebrale Kinderlähmung« (1892) – »Ein Fall von durch Spleniuskrampf verursachtem Torticollis« (Gyógyászat 1898) – in Klinikai Füzetek: »Ueber die in der Elektrotherapie mit dem elektr. Strom zu erreichenden Resultate« (1897) – in der B. kl. W.: »Ueber halbseitige Bulbärparalyse« (1889) – »Ueber Fliegenlarven im Magen und in der Mundhöhle des Menschen« (1890) – im A. f. Ps.: »Ueber einen Fall von Athetosis spastica« (XXII) – in der W. kl. W.: »Neurolog. Mittheilungen« (1892) – D. A. f. kl. M.: »Zur Lehre von den Herzbewegungen« (1891) – Z. f. k. M.: »Ungewöhnliche Folgen einer acuten Morphinvergiftung« (XIV) – »Ueber eine neue Eintheilung der Herzbewegungen (Systole, Diastole) u. die Ludwigsche Herzstosstheorie« (XXVIII) – in der W. m. Pr.: »Ueber Bulbär- und Pseudobulbärparalyse« (1888) – im Orvosi Hetilap: »Bemerkungen zu dem unter dem Titel: ›Die Cranioskopie‹ (Koponyaisme) erschienenen Buche von Prof. Lenhossék« (1876) – in der W. m. W.: »Ueber einen Fall von Agoraphobie u. Koinoniphobie« (1891) – »Ueber Pellagra« (1899) – in der D. m. W.: »Zur Tabes-Syphilisfrage« (1898) – »Ueber die Suspensionsmethode bei Nervenkrankheiten und über eine neue Modification derselben« (1899) – in der Pester med.-chir. Presse: »Die Tabessyphilis-Frage und die Stellungnahme Virchow's zur selben« (1898). In den encyklopädischen Jahrbüchern (Forts, der 2. Aufl. der Realencyklop.): »Herzstoss« (IV) – »Gedächtniss und Gedächtnissanomalien« (IV) – »Herzbewegungen (Systole, Diastole)« (V) – »Suspension« (VII) – »Rückenmarkssyphilis« (VIII); in rumän. Sprache schrieb er nebst zahlreichen Aufsätzen in »Monitoru medical«, »Gazetta spitalelor«. »Revista medicala« (1864 bis 73) auch eine Monographie: »Despre Anatomia unui monstru duplice, si despre Trichinoasa« (1869).

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1490-1491.
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