[1579] Seligmann, Franz Roemo, zu Wien, geb. 30. Juni 1808 zu Nikolsburg in Mähren als Sohn eines Arztes, bezog mit 17 Jahren die Wiener Hochschule, beschäftigte sich ausser der Med. mit mordernen Sprachen, erlernte auch Persisch, um eine auf der Wiener Hofbibliothek befindl. persische Handschrift über Med. lesen zu können. Er gab in seiner Inaug.-Diss. »De re medica Persarum« (1830) einen latein. Auszug der ersten Hälfte derselben und veröffentlichte später auch einen Auszug des 2. Teiles u. d. T.: »Liber fundamentorum pharmacologiae auctore Abu Mansur.., Epitome etc.« (Pars I, II, Wien 1830, 33), nebst einer deutschen Broschüre: »Über drei höchst seltene persische Handschriften« (Ib. 1833), welche den Inhalt der obigen Handschrift und noch zweier anderer in seinen Besitz gelangter persischer Manuskripte wiedergiebt. Nachdem er durch Reisen und bibliothekarische Forschungen in Paris, Italien (1845), Berlin und London (1857) sich überzeugt hatte, dass das Manuskript des Abu Mansur wirklich das älteste Dokument der neupers. Sprache und auch der einzig existierende Rest derselben ist, entschloss er sich zur Herausgabe desselben, und nach Überwindung der Schwierigkeiten in Stich Faksimilierung und Druck, erschien 1860 in der Wiener k. k. Staatsdruckerei, als erster Teil des Werkes: »Codex Vindobonensis sive medici Abu Mansur ... liber fundamentorum pharmacologiae«, mit ausführlichen, auch als Sonderausgabe publizierten: »Prolegomena ad codicem Vindobonensem[1579] etc.« Nachdem S. zur Zeit des ersten Erscheinens der Cholera in Österreich sowohl in der Provinz als in einer Vorstadt als Choleraarzt gewirkt hatte, begann er 1833 (zum ersten Male wieder seit Eyerel) Vorlesungen über Geschichte der Med. an der Wiener Univ. zu halten, machte später auch kunstgeschichtliche Studien und diese wie seine anderweitigen Studien führten ihn zu dem in der Abhandlung »Götter, Satyrn, Faune« (veröffentlicht 1838 in F. Witthauer's »Album« zum Besten der Verunglückten in Ofen und Pest) gemachten Versuch, die Entwickelung der Menschenrassen im Verhältnis zu den Darstellungen der menschlichen Gestalt in den Kunstwerken der Alten nachzuweisen. Während dieser Zeit war S. 5 Jahre lang Sekundararzt im Allgem. Krankenhause, hielt 1848, als die Cholera wieder drohte, öffentliche Vorlesungen über dieselbe, nach seinen früheren Erfahrungen, bekam den Titel eines Prof. e. o., übernahm, neben seinen geschichtl.-med. Vorträgen, auch die über med. Hodegetik, hielt 1850 die Gedächtnisrede auf den 1845 verst. Prof. Franz Wilh. Lippich (im »Wanderer« 1850), gab in demselben Jahre: »Die Heilsysteme und die Volkskrankheiten« heraus, wurde auch zum besoldeten Extraordin. seines Faches, 1869 zum Prof. ord. ernannt und hielt seitdem die Vorlesungen über Geschichte der Med. in Verbindung mit der Geschichte der Volkskrankheiten. Er trat nach dem österr. Univ.-Gesetz 1879 in den Ruhestand und starb 15. Sept. 1892. Wegen seiner übrigen Leistungen verweisen wir auf das ältere biogr. Lex.