Siebold, Karl Theodor Ernst von

Siebold, Karl Theodor Ernst von
Siebold, Karl Theodor Ernst von

[1590] Siebold, Karl Theodor Ernst von, geb. 16. Feb. 1804 zu Würzburg, als jüngerer Bruder des Vor., studierte seit 1823 in Berlin und später in Göttingen, bildete sich nebenher unter Rudolphi und Blumenbach in der Zoologie aus und schrieb seine Dr.-Diss. über die Metamorphose der Salamander. Nach dem Tode seines Vaters widmete er sich aus materiellen Rücksichten der prakt. Med., wurde 1831 Kreisphysikus zu Heilsberg in Ostpr., 1834 in Königsberg, von wo er nach kurzer Zeit als Direktor der Hebammenschule nach Danzig übersiedelte. Neben seiner prakt. ärztl. Thätigkeit trieb er in Danzig, das ihm Gelegenheit zu Beobachtungen der Seetiere bot, aufs eifrigste zoolog. Forschungen, von denen 40 grössere und kleinere, während seines Aufenthaltes in Ost- u. Westpreussen verfasste zoolog. Abhandlungen Zeugnis geben. Durch die Empfehlung Alexander v. Humboldt's, den er bei der Naturforscher-Versammlung zu Danzig in sein Haus aufgenommen hatte, wurde er 1840 auf den Lehrstuhl der Zoologie, vergleich. Anat. und Veterinärmedizin nach Erlangen, 1845 nach Freiburg im Br., 1850 nach Breslau, 1853 nach München berufen. Hier machte er sich um die Ludwig-Maximilians-Univ. durch die Ausarbeitung des[1590] Planes für das physiol. Institut und die Reorganisation der vergleich.-anat. und zool. Sammlung des Staates sehr verdient. Unter seinen im älteren Lexikon angegebenen Schriften ist sein wichtigstes Werk eine vergleich. Anatomie der wirbellosen Tiere, das schon kurz nach seinem Erscheinen ins französ. und engl. übersetzt wurde. Auch hat er zusammen mit Koelliker die »Zeitschr. f. wiss. Zoologie« gegründet. Bis zu der Zeit, wo schweres Leiden seine geistigen Fähigkeiten lähmte, hatte er sich eine überraschende Empfänglichkeit für alles neue bewahrt. So hat er, während die meisten seiner Altersgenossen sich ablehnend gegen Darwin's Ansichten verhielten, sich ganz und voll in den Ideenkreis dieses Forschers hineingelebt. S. beging sein 50jähr. Dr.-Jubil. in voller körperlicher und geistiger Rüstigkeit 1878, wobei ihm viele Ehrungen bereitet wurden und starb nach längerem Leiden 7. April 1885.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1590-1591.
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