[1674] Stromeyer, Georg Friedrich Louis, bekannter Chirurg und Militärarzt, geb. als ältester Sohn von Christian Friedrich S. (1761 bis 1824) 1. März 1804 in Hannover, besuchte 1821 bis 23 die chir. Schule in Hannover, studierte dann in Göttingen, Berlin, promovierte hier 1826, ging nach Wien und bestand nach einem weiteren, in Berlin zugebrachten Halbjahre 1827 die Staatsprüfung in Hannover. Nach mehreren grösseren Reisen in Deutschland, England und Frankreich 1828 in seiner Vaterstadt als Arzt niedergelassen, begann er 1829 seine Lehrthätigkeit an der dortigen chir. Schule und richtete zugleich eine orthopäd. Anstalt ein. 1838 erhielt er den durch den Tod Mich. Jaeger's erledigten Lehrstuhl f. Chir. an der Hochschule Erlangen, 1841 ging er als Prof. f. Chir. nach München, 1842 nahm er einen Ruf nach Freiburg an, 1848 ging er als Nachfolger B. Langenbeck's nach Kiel und erwarb sich als Generalstabsarzt der Schlesw.-Holstein. Armee in den Feldzügen 1849, 50 in Bezug auf die Einrichtung des Feldsanitätsdienstes, sowie als Kriegschirurg[1674] bedeutende Verdienste. 1854 erfolgte seine Ernennung zum Generalstabsarzte der hannöverschen Armee. Der Feldzug 1866 unterbrach seine Friedensthätigkeit und gab ihm durch die Schlacht bei Langensalza erneut Gelegenheit, seine kriegschirurg. Grundsätze zu erproben und zu ergänzen. Nachdem er noch an einer von I. M. der Königin Augusta von Preussen veranstalteten Konferenz über Verbesserung der Kriegssanitätsverfassung in Berlin teilgenommen, verliess er 1867 den aktiven Dienst. Seine letzte öffentliche Thätigkeit fällt in den Feldzug 1870 bis 71, wo er, als General-Arzt und konsult. Chirurg der 3. Armee zugeteilt, nach der Schlacht bei Sedan in Floing und während der Belagerung von Paris in Versailles wirkte. Wenige Monate, nachdem er sein 50jähr. Dr.-Jubiläum, unter Beteiligung der Vertreter der deutschen Chirurgie, gefeiert hatte, endete der Tod 15. Juni 1876 das Leben des grossen Meisters. S.'s Verdienste liegen auf dem Gebiete des Militärsanitätswesens und der Chirurgie. Bekannt ist vor allem seine erste, 1833 erfolgte Publikation über die Durchschneidung der Achillessehne (Rust's Magazin), welche zunächst freilich mehr in Frankreich als in Deutschland Beachtung erfuhr. Seine »Maximen der Kriegsheilkunst« (Hannover 1855; 2. Aufl. 1862) kennzeichnen ihn als einen der bedeutendsten Kriegschirurgen aller Zeiten. 1844 bis 50 erschien Bd. I, 1868 der 2. Band eines »Handbuchs der Chirurgie«. 1867 erschienen: »Erfahrungen über Schusswunden im J. 1866 als Nachtrag zu den Maximen der Kriegsheilkunst« (Hannover). S.'s unvergängliches Verdienst besteht darin, dass er die subkutane Myotomie und Tenotomie zum bleibenden Eigentum der Chirurgie gemacht hat. Zum ersten Male unternahm er, nachdem schon 1816 Delpech in Montpellier es gethan, 28. Febr. 1813 die subkutane Durchschneidung der Achillessehne; zum zweiten Male vollführte er sie an einem jungen englischen Arzte, Dr. Little, mit Pes equinovarus 1836; dieser Arzt hatte vorher Dieffenbach erfolglos konsultiert und wurde nun durch die Operation geheilt. Dieses Vorkommnis wendete S. die einflussreiche Gunst Dieffenbach's zu und die Operation brach sich nunmehr überallhin Bahn.