[1730] Trousseau, Armand, berühmter französ. Kliniker, geb. 14. Okt. 1801 in Tours, studierte zuerst in seiner Vaterstadt unter Bretonneau und bildete sich schon hier unter seiner Leitung am Hôp. génér. besonders in der klin. Beobachtung aus. Darauf ging er nach Paris, promovierte daselbst 1825, wurde 1826 Agrégé der Fakultät, erhielt 1828 von der Regierung den Auftrag, die in einigen südl. Departements Frankreichs herrschenden Epidemien und Endemien zu studieren und nahm noch in demselben Jahre an der Kommission teil, die mit dem Studium des gelben Fiebers in Gibraltar beauftragt war. 1831 wurde er im Konkurs Méd. des hôp. und wirkte seit 1832 als Arzt im Bureau central, sowie am Hôtel-Dieu in der Abteilung von Récamier. 1837 erhielt er für seine klass. Arbeit: »Traité pratique de la phthisie laryngée, de la laryngite chronique et des maladies de la voix« (Paris; deutsch von G. Schnackenberg, Quedlinburg 1838; von Romberg, Leipzig 1839; engl. Philadelphia 1839) den grossen Preis der Acad. de méd. 1839 wurde er Arzt am Hôp. St. Antoine und erlangte nach einem glänzenden Konkurse den Lehrstuhl der Therapie und Arzneimittellehre an der Pariser med. Fakultät. Er zeichnete sich in dieser Stellung durch sein eminentes Lehrtalent, namentlich durch seine klare, leichte und fesselnde Vortragsweise, aus. Auch bestätigte er den ihm vorausgegangenen Ruf als tüchtiger und kluger Arzt und Diagnostiker vollkommen. 1850 wurde er Prof. der med. Klinik, Arzt am Hôtel-Dieu, 1856 Mitglied der Acad. de méd. In seinen letzten Lebensjahren war er schwer leidend und musste vielfach seine ärztl. und akad. Thätigkeit unterbrechen. Er starb 27. Juni 1867. Seine wichtigsten Schriften sind folgende zus. mit H. Pidoux: »Traité élément. de thérapeutique et de matière médicale« (2 voll., Paris 1836 bis 39; 6. éd. 1858; 8. éd. 1868 bis 70; ins Engl., Span. und Ital. übersetzt); ferner die Schriften über Tracheotomie bei Krupp, die er bekanntlich zum erstenmal in Paris[1730] vollzogen hat, wie er denn überhaupt sich besondere Verdienste in Beziehung auf die Lehre vom Krupp und die Anwendung der Tracheotomie bei dieser Krankheit erworben hat: »Nouvelles recherches sur la tracheotomie pratiquée dans la période extrême du croup« (Ib. 1851; Separatabdruck aus der Union méd.), worin die Resultate seiner Erfahrungen mit dieser Operation geschildert werden – »Du tubage de la glotte et de la trachéotomie« (Paris 1851) – »Clinique médicale de l'Hôtel-Dieu de Paris« (2 voll. 1861), sein Hauptwerk, bei dem er gerade mit Herausgabe der 3. stark veränderten Auflage beschäftigt war, als er starb. Die ersten 2 Bände konnte er selbst noch durchsehen, die Vollendung des dritten erlebte er nicht mehr. Dieser letztere Band beginnt mit der Schilderung des von ihm selbst zuerst genau präzisierten Krankheitsbildes der »Vertige stomacale« (Vertigo a stomacho laeso). Bekanntlich war T. ein Meister künstlerischer Darstellung der Krankheitsfälle und wusste der Schilderung mitunter förmlich den Reiz eines novellist. Stoffes zu verleihen. Zahllose Aufsätze rühren ferner von T. her in den Archives génér. de méd. der Jahre 1826 bis 32, sowie in verschiedenen anderen Journalen. Unter diesen ist von einer gewissen Bedeutung die 1856 publizierte kleine Abhandlung: »Sur la fièvre typhoïde«, wo er auch die besonderen Verdienste Bretonneau's bezüglich der genaueren Kenntnis dieser[1731] Krankheit, namentlich ihrer pathol.-anat. Verhältnisse, ihres Sitzes in den Brunner'schen Drüsen des Darms, der Möglichkeit einer Darmperforation etc. hervorhebt. 1834 gründete T. zusammen mit Henri Gouraud und Jacques Lebaudy das »Journal des connaissances médico-chirurgicales«, in dem er gleichfalls viel publiziert hat.