Tuerck, Ludwig

[1732] Tuerck, Ludwig, zu Wien, berühmter Neurolog und Laryngolog, geb.[1732] daselbst 22. Juli 1810, erlangte 1836 dort auch die Doktorwürde, widmete sich bereits als Sekundärarzt (1840) mit allem Eifer der Anat. und Pathol. des Nervensystems und publizierte als Frucht seiner Studien die »Abhandl. über Spinalirritation nach eigenen, grösstentheils im Wiener allg. Krankenhause angestellten Beobb.« (Wien 1843). 1844 unternahm er eine Studienreise nach Paris und publizierte: »Ph. Ricord's Lehre von der Syphilis. Nach dessen klin. Vorträgen dargestellt« (Ib. 1846). In der für ihn von seinem Gönner Baron Tuerkheim im allgem. Krankenhause geschaffenen Abteilung für Nervenleidende, in welcher er als ordin. Arzt 13 Jahre lang wirkte, begründete er seinen wissenschaftl. Ruf, wurde jedoch erst 1857 zum Primararzt ernannt; er lieferte aber in dieser Zeit zahlreiche, sehr geschätzte Arbeiten, besonders in den Sitzungsber. der Akad. der Wiss., mathem.-naturwiss. Klasse. Ein Verzeichnis derselben ist in dem älteren Lexikon enthalten. 1857 begannen seine laryngoskop. Studien, die ihn von da an ausschliesslich beschäftigten. Wenn ihm auch nicht die Erfindung des Kehlkopfspiegels zu danken ist, so doch jedenfalls die prakt. Verwendung desselben für diagnost. und operative Zwecke, sodass die Geschichte der Laryngoskopie für immer an seinen Namen anzuknüpfen ist, nachdem er 1857 zum erstenmale mit Hilfe seines Kehlkopfspiegels dem Prof. Ludwig das Kehlkopfinnere eines Pat. seiner Abteilung gezeigt hatte. Alle seine bedeutenden Entdeckungen, Erfindungen und Verbesserungen auf jenem Gebiete publizierte er zuerst in der »A. W. m. Z.«, hielt seit 1860 ununterbrochen Vorträge über Laryngoskopie und veröffentlichte: »Prakt. Anleitung zur Laryngoskopie« (Wien 1860, mit 1 Taf.). 1861 verlieh ihm die Pariser Acad. des sc. einen Monthyon-Preis von 1200 Frcs., 1864 wurde er zum Prof. ord. ernannt und erschienen dann noch seine Hauptwerke: »Klinik der Krankheiten des Kehlkopfes und der Luftröhre u.s.w.« (Ib. 1866, m. 1 Taf. und 260 Holzschn.) und »Atlas dazu. In 24 chromolith. Taff. v. A. Elfinger und C. Heitzmann« (Ib. 1866). Unermüdlich wirkte er weiter bis an sein Lebensende, das, nach einem Leiden von nur wenigen Tagen, 25. Febr. 1868 eintrat. Aus seinem litter. Nachlasse,[1733] von C. Wedl zusammengestellt, erschien noch: »Ueber Hautsensibilitätsbezirke der einzelnen Rückenmarksnervenpaare« (Wien 1869; auch in den Denkschr. der k. Akad. der Wiss.). Sein Andenken wurde durch die 1868 im allgem. Krankenhause erfolgte Aufstellung seiner Büste geehrt; äussere Ehren sind ihm ausserhalb seines Berufskreises niemals zu Teil geworden.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1732-1734.
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