Vernois, Ange-Gabriel-Maxime

[1762] Vernois, Ange-Gabriel-Maxime, hervorragender französ. Hygieniker, geb.[1762] zu Lagny 4. Jan. 1809, studierte seit 1829 in Paris, wurde 1832 Interne und war seit 1834 in dieser Eigenschaft am Hôp. de la Pitié unter Andral thätig. Während dieser Zeit veröffentlichte er im Bulletin de Miquel zwei polem. Aufsätze gegen die Homöopathie. 1837 promovierte er mit der These: »Études physiologiques et cliniques pour servir à l'histoire des bruits des artères, suivies de propositions sur la syphilis, les maladies de la peau, les maladies des enfants etc.«, einer sehr bemerkenswerten Arbeit, deren angehängte »Propositions« sich auch der schmeichelhaftesten Anerkennung seitens E. Geoffroy Saint-Hilaire's zu erfreuen hatten. 1838 bewarb er sich im Konkurs um die Agrégation, doch erfolglos, ebenso 1844 in einem 2. Konkurse. Diesen Arbeiten folgten in der Zeit von 1838 bis 53 mehrere weitere, die bedeutendste: »Sur les dimensions du coeur chez l'enfant nouveau-né, suivi de recherches comparatives sur les mesures de cet organe à l'état adulte«, das Resultat eingehender Messungen von 366 Kinderherzen im Alter von 20 Tagen bis zu 6 Monaten (auch von Bouillaud in seinem »Traité des maladies du coeur« wiedergegeben). 1844 wurde er im Konkurs Arzt des Bureau central des hôpitaux, 1849 Arzt am Hôp. St. Antoine, 1852 Mitglied des Conseil d'hyg. publique et de salubrité du dép. de la Seine. Von jetzt ab wandte er seinen litterar. Fleiss mehr dem hygien. Gebiete zu, doch publizierte er vorher noch einige speziell klin. Arbeiten. Von seinen eigentlich hygien. Schriften sind, ausser zahlreichen Berichten auf dem Gebiete der Gewerbehygiene, die er in seiner Eigenschaft als Mitglied und seit 1860 als Vize-Präsid. des Conseil de salubrité verfasste, zu nennen das gediegene Werk: »Traité pratique d'hygiène industrielle et administrative, comprenant l'étude des établissements insalubres, dangereux et incommodes«, welches ihm 1861 die Mitgliedschaft der Acad. de méd. einbrachte und über das sich auch Tardieu sehr belobigend aussprach, ferner einige Aufsätze, deren Titel i. d. älteren Quelle zu finden sind. Sehr bedeutend ist die Arbeit: »De la main des ouvriers et des artisans au point de vue de l'hygiène et de la médecine légale«, worin er die mit erstaunlichem Fleiss gesammelten Resultate der Untersuchungen[1763] bei 150 verschiedenen Berufsarten mit Bezug auf die dabei vorkommenden Krankheiten an den Händen (Callositäten, accidentelle Schleimbeutel, Usuren u. Verfärbungen der Nägel, chem. und physikal. Untersuchung des Hautschmutzes und der Hautausdünstungen, Geschwüre und Exantheme, Difformitäten etc. etc.), wiedergegeben hat. 1867 erhielt er von der Regierung den Auftrag zu einer hygien. Musterung sämtlicher französ. Lyceen. Die Resultate seiner bezügl. Inspizierungen umfassten 5 Bde. Manuskripte und sind 1868 u. d. T.: »État hygiénique des lycéses de l'Empire« im Auszuge publiziert, 1872 noch ergänzt durch den »Codex hygiénique des lycées et colléges«. 1869 hielt er in der Soc. de méd. légale, deren Mitbegründer er war, einen Vortrag über: »Les applications de la photographie à la méd. légale«. In den letzten Lebensjahren zog er sich mehr vom öffentlichen Leben zurück und starb 9. Febr. 1877. V. gehörte zu den bedeutendsten französ. Hygienikern und hat sich namentlich auch um die Gesundheitspflege der Stadt Paris selbst hervorragende Verdienste erworben.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1762-1764.
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