Voillemier, Léon-Clément

[1785] Voillemier, Léon-Clément, zu Paris, bekannter Chirurg, geb. 5. Okt. 1809 zu Vignory (Haute-Marne), studierte, nachdem er an der Juli-Revolution als Kämpfer sich beteiligt hatte, von 1833 an in Paris, erhielt 1839 einen Monthyon-Preis, wurde 1842 Doktor mit der berühmt gewordenen These: »Mém. sur les fractures de l'extrémité inférieure du radius« (Arch. génér., 1842) und bereits 1843, nach glänzendem Konkurse, zum Agrégé, sowie im folgenden Jahre zum Chirurgen des Bureau central ernannt. Nachdem er 3 Jahre als Agrégé eine chir. Klinik geleitet und nach dem Tode von Blandin und Marjolin deren Stellvertretung mit grossem Erfolge geführt hatte, beteiligte er sich 1851 mit der These: »Des kystes du cou« an dem Konkurse um die Professur der klin. Chirurgie, aus welchem Nélaton als Sieger hervorging. Die Ereignisse des Jahres 1848 hatten ihn, zusammen mit Thierry und Dumont, an die Spitze der Verwaltung der Hosp. gebracht, jedoch[1785] gelang die so sehr notwendige Reform des Hospitalwesens, trotz der von einer Kommission gemachten vortrefflichen Vorschläge, nur ziemlich unvollkommen und wurde durch das Gesetz von 1849 erledigt. V. schied 1854 aus der Verwaltung aus, indem er eine chir. Abteilung in dem neu erbauten Hôp. Lariboisière übernahm, gab eine »Clinique chirurgicale« (1861, av. 2 pl.) heraus und widmete sich mit Vorliebe Untersuchungen über die Krankheiten der Harnorgane, brachte eine sehr interessante Sammlung von pathol. Präparaten zusammen, wurde, als 1862 von Rayer die Ergänzungs-Vorlesungen eingericht. wurden, für die Vorträge über jene Krankheiten designiert und begann die Herausgabe eines vollständigen Handbuches derselben: »Traité des maladies des voies urinaires« (T. I, 1868), von dem indessen wegen seines Todes nur die Krankheiten der Harnröhre durch ihn selbst herausgegeben werden konnten; die anderen, von ihm vorbereiteten Kapitel sind nach seinem Tode, von Le Dentu herausgegeben, erschienen. In der Soc. de chir., deren Mitglied V. 1853 wurde, beteiligte er sich an mehreren grossen Debatten, namentlich über die innere Urethrotomie, von der er wenig eingenommen war, über die Hospital-Hygiene, bei der er sich als ein Verteidiger der grossen Hospitäler erwies und über hereditäre Syphilis. Der Gegenstand, welchen seine Inaug.-These behandelt hatte und zu dem als Vorarbeit bereits ein Mém.: »Sur les luxations du poignet« (Arch. génér., 1839) erschienen war, veranlasste ihn zu Untersuchungen über verwandte Knochenverletzungen und schrieb er infolgedessen die musterhaften Arbeiten: »Sur les fractures verticales du sacrum« und »Sur les fractures del'aile du sacrum par écrasement«; später erschien noch: »Éléphantiasis du fourreau de la verge et du scrotum« (1873, av. 2 pl. color.). In die Acad. de méd. gelangte er verhältnismässig spät (1873), weil er, obgleich sehr geistreich, viele Leute durch seinen beissenden Spott abstiess und verletzt hatte; dagegen war er gegen seine Schüler voller Wohlwollen und hatte sich eine glänzende Praxis verschafft. 1873 musste er, dem Altersgesetz folgend, aus dem Hôtel-Dieu, in welchem er zuletzt Chirurg gewesen war, ausscheiden,[1786] starb aber erst 14. Jan. 1878. – Seine übrigen Leistungen sind im älteren Lexikon gewürdigt.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1785-1787.
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1785 | 1786 | 1787
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