Wasserfuhr, Hermann

[1811] Wasserfuhr, Hermann, zu Berlin, geb. 14. Juni 1823 zu Stettin als ältester Sohn des hervorragenden Militärarztes August Ferdinand W. (1787 bis 1867), studierte in Halle, Bonn und Berlin, wo er 1845 Doktor wurde, besuchte 1846 in Prag und Wien die Kliniken von Oppolzer, Pitha, Arlt und Hamernik und liess sich in demselben Jahre als prakt. Arzt in Stettin nieder. Er fungierte während der Cholera-Epidemien 1856 und 57 als städt. Leichenschauarzt, wurde 1858 zum königl. Kreiswundarzt des Stettiner Stadt- und des Randowschen Kreises ernannt, war von 1860 an Stadtverordneter und während der schweren Cholera-Epidemie 1866 dir. Arzt des städtischen Cholera-Lazarets in Petrihof. 1868 gehörte er mit anderen zu den Gründern der »Deutschen Vierteljahrsschr. f. öffentl. Gesundheitspflege«, bei deren Herausgabe er viele Jahre lang thätig war. Während des Krieges 1870/71 wirkte er hauptsächlich als Führer und dir. Arzt eines Eisenbahn-Lazaretzuges bei der Evakuation der Verwundeten und Kranken aus Frankreich nach Deutschland mit, wurde 1871 für die Organisation des Medizinalwesens in Elsass-Lothringen nach Strassburg berufen und 1872 zum kaiserl. Reg.- und Med.-Rat, 1879 zum Ministerialrat in dem neugebildeten Ministerium für Elsass-Lothringen ernannt. In diesen Stellungen war es ihm vergönnt, in dem neuen Reichslande auf dem Gebiete des Medizinalwesens eine umfassende organisatorische Thätigkeit zu entwickeln; er suchte aber seine Entlassung aus dem Dienste nach, als diese nicht mehr mit seinen Ansichten übereinstimmte, und siedelte 1885 nach Berlin über. Hier war er einige Jahre als Stadtrat und Dezernent für med. Angelegenheiten thätig, feierte 26. Aug. sein 50 jähr. Doktorjubiläum und starb 16. Juli 1897. Nachdem er 1870 zum Stabsarzt, 1873 zum Oberstabsarzt 2. Kl., 1875 1. Kl. der Landwehr ernannt[1811] worden war, wurde er 1886 zum Generalarzt bei derselben befördert. W. hat sich als Hygieniker durch praktische Arbeiten in seiner Eigenschaft als Medizinalbeamter, wie auch durch zahlreiche litterarische Leistungen einen Namen gemacht. Die Titel der letzteren sind aus der älteren Quelle zu ersehen.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1811-1812.
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