[1846] Wicherkiewicz, Boleslaus V., in Krakau, geb. 7. Juli 1847 als Sohn des San.-Rates A. W. zu Exin, trat 1867 in die Berliner Pepinière, verliess sie jedoch aus Gesundheitsrücksichten nach zwei Jahren und bezog die Berliner Univ., machte den Feldzug 1870/71 als Hilfsarzt mit, wurde 1872 mit der Diss.: »Über Sarkome und ihr Vorkommen im Mediastinum« Doktor, kam 1873 nach Breslau, zuerst, um sich der Chirurgie speziell zu widmen, und allgemein-ärztlich noch weiter auszubilden. Durch nähere Berührung mit Förster hatte er nunmehr für die Augenheilkunde Interesse gewonnen, wurde dessen Volontärarzt, zugleich Assistent der pädiatr. Poliklinik unter Haeser, später Sekundararzt an der schles. Augenheilanstalt, ging aber schon 1875 aus Gesundheitsrücksichten nach Wiesbaden, wo er zwei Jahre unter A. Pagenstecher's Leitung thätig war, reiste 1877 nach London (trat in nähere Beziehungen zu Bowmann, Critchett d. Ä., Soelberg-Wells, Cooper) und nach Paris, liess sich nach der 1877 erfolgten Rückkehr in Posen nieder, wo er eine später von der Provinz subventionierte Anstalt für arme Augenkranke gründete. Seine erste litter. Publikation erfolgte 1877 in Zehender's Monatsbl. und zwar: »Über[1846] congenitale Anophthalmie mit Lidcysten«. Seit der Zeit folgten zahlreiche verschied. Publikationen teils in den Monatsbl., teils im Cbl. f. pr. A., im A. f. Ophth. u.s.w. in deutscher Sprache, teils in verschied. poln. ärztl. Zeitschriften. Ausserdem veröffentlichte W. sowohl in poln. als auch in deutscher Sprache regelmässige Jahresberichte über seine Augenklinik mit kurzen wissenschaftl. Artikeln. Eine grössere Monographie erschien 1884 im Sammelwerke aus Anlass des 50jähr. Dr.-Jubil. von Szokalski: »Über Entropion u. Trichiasis-Operationen, eine historisch-kritische Studie«. 1883 gab er im Cbl. f. pr. A. eine neue Methode der opt. Iridektomie an, später seine Methode der Trichiasis-Operation (B. k. W.) 1886 trat er zuerst in Paris in der Jahres-Versammlung der franz. ophthalmol. Gesellschaft mit dem Vorschlage auf, unreife Katarakte durch Ausspülung zu beseitigen, welches Verfahren bis jetzt mit eigenem Apparate von ihm geübt wird. 1889 gründete er die poln. ärztl. Zeitschr. (Monatsschr.): »Nowiny lekarskie« (ärztl. Neuigkeiten). 1889 bekam er den Titel eines k. preuss. San.-Rates und 1894 den eines Prof. 1895 folgte er dem Rufe als ord. Prof. für Augenheilkunde an die Univ. Krakau, leitete hier den nach eigenen Plänen unternommenen Neubau der Univ.-Augenklinik, welche 1898 eröffnet werden konnte, begann zu gleicher Zeit die period. Publikation eines statist.-wissenschaftl. Berichtes über die klin. Thätigkeit[1847] und gründete die erste poln. ophthalmol. Monatsschrift, welche seit 1899 unter dem Titel »Postep okulistyczny« (augenärztl. Fortschritte) in eigenem Verlage erscheint. W. war zuerst Sekretär, dann langjähriger Vorsitzender der poln. med. Gesellschaft zu Posen, daselbst Vize-Präsident des Vorstandes des Vereins der Freunde der Wissenschaften, Stadtverordneter u.s.w. In Krakau ist er Vorsitzender des freiw. Rettungsvereins.