[1899] Ziemssen, Hugo von, in München, geb. 13. Dez. 1829 in Greifswald, studierte daselbst seit 1848, sowie in Berlin und Würzburg, hier besonders unter Virchow, dessen Privatassistent er ein Jahr lang war, zuletzt 1852 bis 54 wiederum in Greifswald, bestand 1854 summa cum laude das Staatsexamen in Berlin und war darauf bis 1861 Assistent an der internen Klinik in Greifswald (unter Haeser, später unter F. v. Niemeyer und Rühle), nachdem er vorher noch mit der Diss. »De gangraenae nosocomialis historia et literatura« (1854)[1899] promoviert hatte. 1862 publizierte v. Z. die Monographie: »Über Pleuritis und Pneumonie im Kindesalter« (Berlin), sowie ebenfalls auf Grund seiner Greifswalder Wirksamkeit zus. mit Krabler: »Klinische Beobachtungen über Masern und ihre Complicationen« (Greifswalder med. Beiträge 1863). 1856 habilitierte er sich mit der Schrift: »Die Electricität in der Medicin« (Berlin 1857, 5. Aufl. 1887). 1863 folgte er einem Ruf als Prof. d. klin. Med. nach Erlangen, wo er 1866 mit A. Zenker das »Deutsche Arch. f. klin. Med« begründete und sein grosses »Handbuch der speciellen Pathologie und Therapie« (Leipzig 1875 bis 85, 17 Bde, grösstenteils in 2 und 3 Auflagen) herausgab, für das er selbst die Abschnitte: »Croup« (IV, zus. mit Steiner), »Krankheiten des Oesophagus« (VII, zus. mit Zenker), »Chorea« (XII), »Die Krankheiten des Kehlkopfes« (V), »Meningitis cerebro-spinalis-epidemica« (II), »Physiologie der Haut« (XIV) bearbeitete. Während des Krieges von 1870 dirigierte v. Z. einen Sanitätszug von Nürnberg nach Frankreich und war im Auftrage eines Hilfskomitees in den Hospitälern von Metz besonders thätig. 1874 siedelte er nach München als Leiter der 1. med. Klinik und Direktor des grossen Krankenhauses l. d. I. über, wo er gegenwärtig noch als Geh. Rat, Ober-Med.-Rat, Mitgl. d. Ober-Med.-Ausschusses und Vorstand des Med.-Komitees wirkt. Hier rief er die schon in Erlangen 1868 eingeführte. Institution der Unterärzte ebenfalls ins Leben, eröffnete 1877 das[1900] erste deutsche »klinische Institut«, trug für spezielle Ausbildung in der Laryngoskopie, Otiatrie und Dermatologie Sorge und begründete 1878 die »Annalen der städtischen allgemeinen Krankenhäuser«. 1883 begann er die Herausgabe eines 4 bändigen »Handbuchs der allgemeinen Therapie« (bis 1885), ferner erschienen als Teile des erstgenannten grossen Sammelwerks das »Handbuch der Hygiene und der Gewerbekrankheiten« (zus. mit v. Pettenkofer, 3 Tle., Leipz. 1882 bis 86) – »Handbuch der Hautkrankheiten« (1883 bis 84) – »Handbuch der allgemeinen Therapie« (Ib. 1880 bis 84, 4 Bde. in 9 Tln.). Ausserdem gab v. Z. heraus: »Klinische Vorträge« (No. 1 bis 25, Ib. 1887 ff.) und veröffentlichte noch folgende wichtige Arbeiten: »Die Kaltwasserbehandlung des Typhus« (Leipzig 1870 zus. mit Immermann) – »Über die Behandlung des Magengeschwürs« (Ib. 1871) – »Pharmacopoea clinica« (5. Aufl. 1890), zahlreiche Aufsätze im D. A. f. klin. Med., Virch. Arch., B. k. W., M. m. W., den oben genannten Annalen, klin. Vortr. u.s.w., zur Kasuistik der Uterustumoren (1859), über Sycosis und Mentagra, Neuralgie und Neuritis bei Diabetes, seltene Formen der Pleuritis, Cholera, Syphilis des Nervensystems, Ätiologie der Tuberkulose, Bewegungsvorgänge am menschlichen Herzen, Laryngologisches und Laryngotherapeutisches, Typhusmorbidität und -Mortalität in München, Häufigkeit der Lungenschwindsucht in München, Statistisches über die Morbiditäts- und Mortalitätsverhältnisse von Variola, Typhus, Pneumonie, Pleuritis, Bronchitis, Angina, Rheumatismus art. oc., Phthisis pulm. im Krankenhaus 1. I. 1865 bis 75 (Annalen Bd. I), subkutane Blutinjektionen, allgemeine Therapie der Infektionskrankheiten (Handb. d. spez. Ther. von Penzoldt-Stintzing I), Behandlung der akuten Infektionskrankheiten mit vorwiegender Allgemeininfektion (Ib.), Ernährungstherapie bei Nierenkrankheiten (v. Leyden's Handb. d. Ernährungsther.), zahlreiche Aufsätze über klin. Unterricht, Krankenhaus-, Rekonvaleszentenanstalts- und Heilstättenwesen, sowie zur Gesch. d. Med. und längere Nekrologe auf Biermer, Niemeyer und Zenker. Eine Zusammenstellung der Arbeiten gab A. Schmid, Reichenhall im D. A. f. klin. Med., LXVI.[1901]