Ρ, ρ, ῥῶ

[829] Ρ, ρ, ῥῶ, siebzehnter Buchstabe des griechischen Alphabets, als Zahlzeichen ρ' = 100 ,ρ = 100000. Nach Plat. Crat. 426 c ist ῥῶ ὥςπερ ὄργανον πάσης τῆς κινήσεως, 434 d τῇ φορᾷ καὶ κινήσει καὶ σκληρότητι ἔοικεν. – Es hat im Anfange des Wortes jedesmal den Spiritus asper, wovon nach der Bemerkung der Gramm. nur Ῥᾶρος u. Ῥάριος eine Ausnahme machen; die Aeoler aspirirten es nicht (vgl. Gregor. Cor. p. 588, B. A. 2 p. 693), setzten aber dafür gern ein β davor, das aus dem Digamma entstanden zu sein scheint, so βρόδον, βράκος, βρίζα für ῥόδον, ῥάκος, ῥίζα, vgl. Koen Greg. Cor. p. 638. 689. – Da ρ sich in der Aussprache leicht verdoppeln läßt, so wird es – a) in Prosa regelmäßig bei den mit ρ anfangenden Wörtern in der Zusammensetzung mit einer auf einen Vokal ausgehenden Präposition verdoppelt, ἀναῤῥίπτω, ἀποῤῥίπτω u. ä. Die Dichter setzen nach Versbedarf ρ u. ῤῥ. – b) eben so nach dem α privat., ἄῤῥωστος, nur poetisch auch ἄρωστος. – c) nach dem Augmentum syllabicum, ἔῤῥαπτον, ἔῤῥαφα, nur bei Dichtern auch ἔραφον u. ä., bes. Hom., selten nur die attischen Dichter, Ar. Thesm. 665. – d) seltener ist dieser Wechsel bei Dichtern innerhalb des Wortstamms, wie πυῤῤίχη u. πυρίχη, Jacobs A. P. p. 78. 498. 774. – e) daher wird auch eine an sich kurze Sylbe, wenn ein mit anfangendes Wort darauf folgt, oft lang, indem ρ in der Aussprache verdoppelt Position bildet, gewöhnlich aber nur, wenn die kurze Sylbe überdies in der Vershebung steht, ὑπὸ ῥιπῆς, Il. 15, 171. 19, 358, vgl. 8, 25. 16, 151. 475 Od. 18, 261, selten in der Senkung des Verses, wie Il. 24, 755, Ar. Nub. 343; vgl. noch Böckh Pind. v. l. Ol. 8, 23 P. 1, 45; Valck. Hipp. 461. 1223; Brunck zu Aesch. Prom. 1031; Soph. O. R. 847 Ant. 318; Ar. Nub. 647 Plut. 1065; Jacobs A. P. p. 246. – f) die Aeoler setzen in der Mitte des Wortes oft -εῤῥ-für -ειρ-, so ἐγέῤῥω, φϑέῤ-ῥω, Koen zu Greg. Car. p. 587.

Von Vertauschungen mit andern Consonanten in den Dialekten merke man – 1) bei den Aeolern tritt es für σ ein am Ende der Wörter, οὗτορ, ἵππορ, σκληρότηρ für οὗτος, ἴππος, σκληρότης, vgl. Plat. Crat. 434 c u. das lat. arbor u. arbos. – 2) Bei den Attikern, bes. seit Plato, entspricht -ῤῥ-dem ion. u. altattischen ρσ, vgl. ϑάῤῥος, ἄῤῥην u. ϑάρσος, ἄρσην. S. Erkl. zu Greg. Cor. 630. – 3) die Attiker setzen in mehrern Wörtern ρ statt λ, vgl. σιγηρός u. σιγηλός, κρίβανος, κεφάλαργος, ναύκραρος. – 4) in manchen Wörtern tritt eine Metathesis des ρ ein, vgl. κάρτος u. κράτος, ϑάρσος u. ϑράσος, βάρδιστος u. βράδιστος, bes. bei den Ioniern. S. Koen zu Greg. Cor. p. 337. 455.

Quelle:
Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig 31914, Band 2, S. 829.
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