δίκαιος

[626] δίκαιος (δίκη), zuweilen 2 End.; Eur. Heracl. 902; I. T. 1202; vgl. Aesch. Spt. 626; u. bei Sp., wie D. Sic. 5, 72 u. Alciphr. 3, 23; – der nach Sitten. Brauch handelt (vgl. δίκη), z. B. οὐκ ἐϑέλουσι δικαίως μνᾶσϑαι Od. 14, 90. Gew. = gerecht, der seine Pflichten gegen Götter u. Menschen erfüllt, von Hom. an überall; im Ggstz von δυςσεβής, Aesch. Spt. 580, wo es 592 neben σώφρων, ἀγαϑός, εὐσεβής steht; Χείρων ist δικαιότατος Κεντααρων, Il. 11, 832, von Epaphroditos in den Scholl. φιλοξενώτατος erklärt; denn die Pflichten gegen Fremde sind bes. im δίκαιος einbegriffen, machen den Menschen zum wohlgesitteten; vgl. Odyss. 6, 120 τέων αὖτε βροτῶν ἐς γαῖαν ἱκάνω; ἦ ῥ' οἵ γ' ὑβρισταί τε καὶ ἄγριοι οὐδὲ δίκαιοι, ἦε φιλόξεινοι, καί σφιν νόος ἐστὶ ϑεουδής. Uebrigens ist zu Iliad. 11, 832 in den Scholl. noch bemerkt τὸ ὑπερϑετικὸν κεῖται ἀντὶ τοῦ ἀπολύτου· ἔστι δὲ ὁ μόνος ἐν Κενταύροις δίκαιος. ὅμοιον δὲ τούτῳ τὸ »μελάντερον ἠύτε πίσσα (Iliad. 4, 277)«; also etwa »der (sehr) gerechte unter den Centauren«. Iliad. 13, 6 Ἀβίων τε, δικαιοτάτων ἀνϑρώπων, vgl. Scholl. Bei Plat. Gorg. 507 b wird δίκαιος auf das Verhalten gegen die Menschen, ὅσιος auf das gegen die Götter bezogen; περὶ τὴν πόλιν, Ar. Plut. 588. – Nach Arist. Eth. Nic. 5, 2, 8 διώρισται τὸ δίκαιον τό τε νόμιμον καὶ τὸ ἶσον. Insbesondere ist δίκαιος: – a) gleichmäßig; ἅρμα οὐ δίκαιον ἀδίκων ίππων συνεζευγμένων Xen. Cyr. 2, 2, 26, was B. A. 344 εὐπειϑές erkl. wird, ein gleichmäß gehender [626] Wagen od. übh. ein tüchtiger; u. so von Sachen: tüchtig, brauchbar, was so ist, wie es sein soll; βοῠς, ἵππος, Xen. Mem. 4, 4, 5; ἵππος δ. τὴν γνάϑον, mit gleichweichen Kinnbacken, Poll. 1, 196, im Ggstze von ἑτερόγναϑος; vom Acker, dem πονηρόν entgeggstzt, Xen. Cyr. 8, 3, 38; – αἱ ἑκατὸν ὀργυιαὶ δίκαιαί εἰσι στάδιον ἑξάπλεϑρον Her. 2, 149, gerade, vollkommen 100 Klafter. – Aber auch ἰητρός, Hippocr.; συγγραφεύς, Luc. hist. conscr. 39. – b) gesetzmäßig, recht; πηδάλιον Pind. P. 1, 86; λόγος Aesch. Suppl. 168; ψῆφος Eum. 675; γνώμη Soph. El. 551; μέμψις Ar. Plut. 10; λογισμός, richtig, Dem. 60, 32; καὶ ὀρϑὴ ὁδός 18, 15; auch καὶ ὀρϑὴ καὶ ἀδιάφϑορος ψυχή 18, 298; καὶ προςήκουσα ἀπολογία 19, 202, u. öfter κρίσις, αἰτία u. ä., bes. bei den Rednern; χάριν παρασχεῖν Soph. O. C. 1494, gebührenden, wie Dem. 38, 25; δίκαια λέγειν, πράττειν, Soph. O. R. 280 O. C. 829; Plat. Gorg. 460 b u. sonst; – τὸ δίκαιον, das Recht, Aesch. Prom. 187; Ar. Ach. 645; τὸ δίκαιον οὕτω ἔφερε, das Recht brachte es so mit sich, Her. 7, 137; μετὰ τοῠ νόμου καὶ τοῠ δικαίου Plat. Apol. 32 c, u. oft bei den Rednern; auch = ein Rechtsgrund; δίκαια, ἃ ἔχομεν Thuc. 3, 54; ὑπάρχει μοι καὶ τοῠτο τὸ δίκαιον Dem. 12, 21; vgl. 22, 70; τὰ τούτου τοῠ ἀγῶνος δίκαια 25, 1; τὰ τῶν προγόνων καλὰ καὶ δίκαια, Ehre u. Recht, 18, 63; τὰ παρ' ἐμοῦ δ. Aesch. 1, 196; δίκαια λέγειν, Recht haben, Soph. O. R. 280; Thuc. 2, 72; aber τὰ δίκαια πράξασϑαί τινα, Einen zur gebührenden Strafe ziehen, Aesch. Ag. 812; adverb., τό γε δίκαιον, und das mit Recht, Plat. Crat. 412 d; ὥς γε τὸ δίκαιον Legg. II, 659 b; ὥςπερ τὸ δ., wie es recht ist, Lach. 181 c; τῶν δικαίων τυγχάνειν, sein Recht erlangen, D. Hal. 5, 66; τὰ δίκαια ἔχειν, λαμβάνειν, vom gebührenden Solde, Xen. An. 7, 7, 14. 17; vgl. Hell. 7, 4, 4; τὰ δ. τοῖς ξένοις ποιεῖν Plut. Dion. 40; πάντα τὰ δίκαια ποιεῖν τινι, Einem alles erweisen, was er billiger Weise erwarten kann, Arat. 48. Auch gegenseitige rechtliche Verhältnisse, Verträge, τὰ πρός τινα δ. Pol. 3, 21, 10; τὰ πρὸς Σύλλαν δ. Plut. Lucull. 3; ἐπὶ συγκειμένοις τισὶ δικαίοις D. Hal. 3, 51. – Die Vbdgn ἐκ τοῠ δικαίου, σὺν τῷ δικαίῳ, κατά u. παρὰ τό δίκαιον s. unter den Präpositionen. – Sehr gewöhnl. δίκαιόν ἐστι, mit folgdm inf., τὸν σέβοντ' εὐεργετεῖν Aesch. Eum. 695; ἐμὲ φράζειν, es ist recht, billig, daß ich sage, Her. 1, 39; Plat. u. A.; wofür noch üblicher die Attraction: δίκαιός εἰμι τῶνδ' ἀπηλλάχϑαι κακῶν, es ist billig, daß ich befreit bin, Soph. Ant. 396; vgl. Ar. Nubb. 1265; δίκαιός εἰμι οὔνομα τοῦτο φέρεσϑαι, ich verdiene, Her. 1, 32; u. so bei Att.; Thuc. 1, 40; δίκαιοί εἰσιν ἀπιστότατοι εἶναι, sie sind berechtigt, bes. mißtrauisch zu sein, 4, 7; δίκαιοί ἐστε γνώμην ἔχειν, ἐλεεῖν, Andoc. 1, 3; Is. 5, 35; δικαιότατος γὰρ εἶ τοὺς λόγους ἀπαγγέλλειν, es ziemt sich, daß du gerade, Plat. Conv. 172 b, wie auch Xen. An. 5, 9, 3 οὓς ἐδόκουν δικαιοτάτους εἶναι die richtige Lesart ist; τούτου τὴν αἰτίαν ἔχειν οὗτός ἐστιν δ., es ist recht, daß er, Dem. 18, 4; – Sp. Der Zusammenhang entscheidet, ob es zu übersetzen: werth, befugt, verpflichtet sein. – Adv. δικαίως, z. B. μνᾶσϑαι (s. oben), gerechter, billiger Weise, bei Dichtern u. in Prosa; δικαίως ἐμός Soph. Ai. 456, in Wahrheit mein eigen. – Compar. gew. δικαιότερος, nach E. M. 31, 8 u, Eust. 1441, 23 auch δικαιέστερος; – δικαιοτέρως, Isocr. antid. §. 181; δικαιότατα, Ar. Av. l 222.

Quelle:
Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig 31914, Band 1, S. 626-627.
Lizenz:
Faksimiles:
626 | 627
Kategorien:

Buchempfehlung

Grabbe, Christian Dietrich

Napoleon oder Die hundert Tage. Ein Drama in fünf Aufzügen

Napoleon oder Die hundert Tage. Ein Drama in fünf Aufzügen

In die Zeit zwischen dem ersten März 1815, als Napoleon aus Elba zurückkehrt, und der Schlacht bei Waterloo am 18. Juni desselben Jahres konzentriert Grabbe das komplexe Wechselspiel zwischen Umbruch und Wiederherstellung, zwischen historischen Bedingungen und Konsequenzen. »Mit Napoleons Ende ward es mit der Welt, als wäre sie ein ausgelesenes Buch.« C.D.G.

138 Seiten, 7.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Hochromantik

Große Erzählungen der Hochromantik

Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.

390 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon