κήρ

[1432] κήρ, κηρός, ἡ, 1) die Todesgöttinn, die Göttinn des Sterbens, bes. beim gewaltsamen Tode, die den Griechen schrecklich erscheint, während der Todesgott, Θάνατος, unter einem freundlichen Bilde dargestellt wird; Todesgeschick, Hom., sowohl sing. als plur.; sie erscheint mit der Ἔρις u. dem Κυδοιμός auf dem Schlachtfelde in blutgetränktem Gewande, die Verwundeten u. Sterbenden herumzerrend, Il. 18, 535. Nach Il. 23, 79 ist dem, der gewaltsames Todes sterben soll, schon bei der Geburt eine eigene Κήρ zugetheilt, die ihn zur bestimmten Zeit ereilt; nur Achilles hat zwei Keren, Todesloose, zwischen denen ihm zu wählen gestattet war, 9, 411. Μυρίαι, 12, 326, denn es giebt unzählig viel Keren der einzelnen Menschen oder viel verschiedene Todesarten. Κῆρες Ἀχαιῶν, Τρώων, 8, 73. Die einzelne Κήρ heißt μέλαινα, ὀλοή, κακή; auch Κῆρες ϑανάτοιο. – Uebh. Unglück u. Verderben; so das Verderben, das die Angel unter die Fische bringt, Il. 24, 82. – Bei Hes. Th. 217. 220 erscheinen die Keren als Rache- od. Strasgöttinnen, wie Aesch. Spt. 1047 vrbdt ὦ μεγάλαυχοι καὶ φϑερσιγενεῖς Κῆρες Ἐρινύες (759 aber ist es die Sphinx); ἀναπλάκητοι Soph. O. R. 472; Ταρτάρου Eur. Herc. Fur. 870, vgl. El. 1252. – Später übh. Unglücksgöttinn. – 2) als Appellativum, das Todesgeschick, der Tod; τὸ δέ τοι κὴρ εἴδεται εἶναι Il. 1, 228, das dünkt dir der Tod zu sein; u. so ist es auch wohl in den Vrbdgn φόνον καὶ κῆρα φέρειν, ϑάνατον καὶ κῆρα φυγεῖν zu nehmen, wo es bei Wolf noch immer groß geschrieben ist; μέλαιναν κῆρ' ἐπ ' ὄμμασιν βαλών Eur. Phoen. 957. – Verderben; βαρεῖα μὲν κὴρ τὸ μὴ πυϑέσϑαι Aesch. Ag. 199; vgl. Soph. Tr. 133; auch von der Krankheit des Philoktet, νοσῶν ἀνὴρ κῶλον παλαιᾷ κηρί Phil. 42, vgl. 1151; Schmach, Tr. 454. Auch in Prosa, τοῖς πλείστοις τῶν καλῶν οἷον κῆρες ἐπιπεφύκασιν Plat. Legg. XI, 937 d; Tim. Locr. 95 b ἀκήρατος τῶν ἐκτὸς κηρῶν καὶ τῶν ἐντός; Sp., wie Plut. Anton. 2; καὶ ἆται D. Hal. 8, 61; so auch A., ganz allgemein, auch in sittlicher Beziehung, Fehler, Unvollkommenheit; διὰ τὸ πολλὰς καὶ ποικίλας αὐτῇ συνειςάγεσϑαι κῆρας 8. Emp. adv. eth. 180.

Quelle:
Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig 31914, Band 1, S. 1432.
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