[250] νη-, verneinendes Präfixum, bes. der Adjectiva, doch meist nur im Gebrauch bei Dichtern, z. B. νηκερδής, νήποινος, νημερτής. Die bei νέποδες von Einigen angenommene Verkürzung in νε findet sich bei anderen analogen Wörtern nirgends; eben so wenig zeigt sich irgendwo eine verstärkende Bdtg. Mit ἀν – und ἄνευ hängt νη – schwerlich zusammen, welches vielmehr nichts Anderes zu sein scheint als eine abgeschwächte Nebenform der Negation μή. Daß mit dieser die Lateinische Negation nē nicht nur der Bedeutung, sondern auch dem Ursprunge nach identisch sei, wird sich schwerlich läugnen lassen; da wäre also dieselbe Abschwächung des μ zu ν. Das Lateinische Fragewort nĕ braucht man bei dieser Annahme von der Negation nē nicht zu trennen; in allen Sprachen werden Negationen als Fragewörter gebraucht, »hast du es nicht gethan?« Die Abänderung der Bedeutung wird durch die Verkürzung des e im Frageworte angezeigt. Im Sanskrit finden sich zwei Negationen mâ und na, Ved. nâ neben einander; welcher Umstand sich als Grund gegen das hier Vermuthete nicht geltend machen läßt; denn warum sollten wohl nicht im Sanskrit eben solche Abschwächungen und Spaltungen von Wörtern eintreten, wie im Griechischen und Lateinischen?