ἀνήρ

[229] ἀνήρ, , Hom. ἀνέρος, ἀνέρι, ἀνέρα, ἀνέρε, ἀνέρες,[229] ἀνέρας neben ἀνδρός, ἀνδρί, ἄνδρα, ἄνδρε, ἄνδρες, ἄνδρας, ἄνδρεσσι neben ἀνδράσιν, gen. plur. ἀνδρῶν, vocat. sing. ἆνερ Iliad. 24, 725; der Mann: 1) im Ggstz des Weibes, γυνή, von Hom. an überall; dah. ἀνδρῶν ἄπαις, ohne männliche Kinder, Plat. Legg. IX, 877 e. Bes. der freie Mann. In der Zusammenstellung beider Geschlechter die Att. ohne Verbindung ἄνδρες, γυναῖκες. – 2) der Mensch im Ggstz der Götter, gew. im plur., πατὴρ ἀνδρῶν τε ϑεῶν τε, sehr oft vom Zeus. Διὸς ἄγγελοι ἠδὲ καὶ ἀνδρῶν Il. 1, 384; dgl. auch Her. 5, 68. 28. Im Gegensatz gegen die Kentauren Od. 21, 303. Seltener u. nur bei Dichtern so im sing., z. V. Il. 13, 321. 18, 432; Soph. O. C. 578 Ai. 77. Häufig tritt die besondere Bezeichnung der Sterblichkeit hinzu, βροτὸς ἀνήρ, ϑνητός, auch ἄνδρες ἥρωες, auffallender ἄνδρες ἡμίϑεοι Il. 12, 23. – 3) der erwachsene Mann, wie Xen. παῖς, μειράκιον, ἀνήρ, πρεσβύτης neben einander stellt, Symp. 4, 17; παῖδες, ἔφηβοι, τελεῖοι ἄνδρες, γεραίτεροι od. οἱ ὑπὲρ τὰ στρατεύσιμα ἔτη γεγονότες Cyr. 1, 2, 4 ff Wo Hom. nicht den Zusatz νέος, ὁπλότερος u. ä., od. γέρων u. προγενέστερος macht, versteht er waffenfähige Männer, in der ll. meist den Krieger; diese Bdtg bleibt auch bei den Historkern vorherrschend, ἄνδρας ἑλέσϑαι, συλλέξαι, Mannschaft wählen, ausheben, u. bei Zahlenbestimmungen eines Heeres, wie unser: tausend Mann. Vgl. Plat. ἀνὴρ καὶ πώγωνος ἤδη ὑποπιμπλάμενος Prot. 309 a; ἀνὴρ δὲ γενόμενος Dem. 18, 259, worauf εἰς τοὺς δημότας ἐγγράφεσϑαι folgt, 261. – 4) der Mann, mit Nachdruck gesagt, der rechte, tüchtige, tapfere Mann, ἀνέρες ἔστε, φίλοι Il. 8, 174; im Ggstz von ἄνϑρωπος, πολλοὶ ἄνϑρωποι, ὀλίγοι ἄνδρες Her. 7, 210; vgl. Xen. Hier. 7, 3 ἄνδρες καὶ οὐκέτι ἄνϑρωποι μόνον νομιζόμενοι, womit An. 1, 7, 4 zu vgl. Welche Eigenschaft bes. hervorzuheben ist, zeigt der Zusammenhang; denn von Barbaren heißt es Ar. Ach. 77 ἄνδρας ἡγοῦνται μόνους τοὺς πλεῖστα δυναμένους καταφαγεῖν καὶ πιεῖν. Bei Attikern oft: der Ehrenmann. Vgl. noch Soph. O. C. 393 Ai. 1217; οὐ λόγων δεῖ σ' ἀλλὰ τἀνδρός Eur. Hipp. 491; πρὸς τάδ' ἄνδρα γενέσϑαι σε χρή El. 693; ἐτητύμως ἄνδρ' ὄντα Heracl. 998; ὡς ἀληϑῶς ὄντος ἀνδρός Plat. Lach. 188 c; οὐκέτι ἀνήρ, ἀλλὰ σκευοφόρος Xen. Cyr. 4, 2, 12; νῠν σοι ἔξεστιν ἀνδρὶ γενέσϑαι, jetzt kannst du ein berühmter Mann werden, An. 7, 1, 21. – 5) Ehemann, Gatte, Il. 19, 291; ἀνέρι μητέρα δώσω, verheirathen, Od. 2, 223; Her. 1, 146 u. sonst öfter; εἰς ἀνδρὸς ᾔει λέκτρα Eur. Or. 458; λέκτρων ἀνδρὸς ἐστερημένη Med. 286; εἰς ἀνδρὸς ἔρχεσϑαι, vermählt werden, Alciphr. 3, 41. Bei Soph. Tr. 531 bildet es den Ggstz vom rechtmäßigen Gemahl, πόσις, ein Beischläfer; εἰς ἀνδρὸς ὥραν ἡκούσης τῆς κόρης, mannbar werden, Plat. Critia 113 d. – 6) Sehr gewöhnlich ist bes. bei Attikern die Vrbdg mit anderen subst., die meistentheils adjectivischer Natur sind, bes. bei Völkernamen u. in Anreden, wo der Ausdruck ehrenvoller wird. Es steht in dieser Vrbdg nie der Artikel dabei, ἀνὴρ Πέρσης, ein Perser, ἄνδρες Ἀϑηναῖοι, πολῖται, στρατιῶται, ihr Herren Athener u. s. w., vgl. κλῶπες Eur. Rhes. 645; μάντις, τύραννος Thuc. 6, 85. 2, 89; oft bei Plat. φιλόσοφος, τραγικός, μουσικός, ein Philosoph u. s. w. So ist auch ἀνἡρ νεανίας, ein junger Mann, Xen. Cyr. 2, 2, 6 zu fassen; vgl. Eur. El. 344. – Bei den Attikern tritt es auch oft zur Stütze zu einem adj., φίλος ἀνήρ, er ist mein Freund, Plat. Theaet. 162 a; σοφὸς γὰρ καὶ ϑεῖος ἀνήρ, er ist weise u. göttlich, Re P. 1, 331 e; bes. so dei φίλος, ἐχϑρός, δίκαιος u, ä. Bei Xen. steht οἱ ἄνδρες allein öfter geradezu für Feinde, z. B. An. 3, 1, 23. Ebenso steht es bei partle., ἀνὴρ ἐπιστάμενος, ἐρῶν, ein Wissender, ein Liebender, Plat. Phaed. 76 b Conv. 179 a. – 7) Im Att. sowohl bei den Tragg., die in diesem Falle auch den Artikel weglassen, als in Prosa, wo wenigstens in den cas. obliq. der Artikel immer dabei steht, vertritt es nachdrücklich die Stelle des pronom.; schon Her. ἀνὴρ ὅδε für ἐγώ 1, 108; vgl. Xen. An. 1, 3, 12; Plat. Gorg. 470 d Phaed. 58 e; ähnl. οὗτος ἀνήρ, der da! Gorg. 467 b; πᾶς ἀνήρ, Jedermann, Eur. Or. 1528, u. öfter Plat. – In der Krasis mit dem Artikel ion, ὥνήρ, att. ἅνήρ, auch τἀνδρός u. s. w. – Das α ist bei Hom. in den dreisylbigen Formen immer lang, ebenso ἆνερ in der Arsis Iliad. 24, 725; wo bei att. Dichtern α lang ist, ist die Krasis mit dem Artikel anzunehmen; in den Chören brauchen sie zuweilen die dreisylbigen Formen mit langem α.

Quelle:
Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig 31914, Band 1, S. 229-230.
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229 | 230
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