ὀλοό-φρων

[326] ὀλοό-φρων, ον (vgl. ὀλοὰ φρονεῖν unter ὀλοός), Verderbliches sinnend, auf Tod u. Verderben sinnend, vom wilden, feindlichen Sinne; in der Il. heißen so ὕδρος, λέων, 2, 723. 15, 630, κάπρος, 17, 21; und so brauchen es auch stets die sp. D., wie Ap. Rh. 4, 818, Qu. Sm. 3, 425. 5, 405. – In der Od., wo Atlas, Aeetes, Minos, 1, 52. 10, 137. 11, 322 so heißen, erklärten es schon Alte, auf ὅλος zurückgehend, ὁ τῶν ὅλων φροντιστικός, der das Ganze bedenkt, allkundig, allklug, u. schrieben auch wohl ὁλοόφρων, u. stützten sich bes. auf den in der ersten Stelle mit Bezug auf Atlas folgenden Relativsatz, ὅςτε ϑαλάσσης πάσης βένϑεα οἶδεν; eine andere Erklärung ist ὁ οὔλας ἢ ὑγιεῖς τὰς φρένας ἔχων, ganzen, tüchtigen, gefunden Sinn habend (vgl. δαΐφρων). Aber alle drei erscheinen im Homer als gewaltige, über das gewöhnliche menschliche Maaß der Klugheit hinausgehende und deshalb den Andern furchtbare, entsetzliche Wesen, die wenigstens gefährlich werden können, wenn sie auch in dem besondern Falle nicht einen gefährlichen Gebrauch von ihrer überwiegenden und verderblichen Klugheit u. Schlauheit machen.

Quelle:
Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig 31914, Band 2, S. 326.
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