ῥαψ-ῳδός

[836] ῥαψ-ῳδός, , eigtl. der Zusammennäher, -füger von Gesängen od. Liedern; vorzugsweise begriff man unter der Benennung der Rhapsoden, im Ggstz zu den eigentlichen, die alten Sagen selbstständig behandelnden Dichtern, diejenigen, welche die einzelnen homerischen Gesänge, die des Hesiod. u. übh. der ältesten Epiker ihrem Inhalte nach zu einem größern Ganzen verbanden, u., von Ort zu Ort ziehend, gesangartig vortrugen; Her. 5, 67; Pind. N. 2, 2 heißen sie ῥαπτῶν ἐπέων ἀοιδοί; Hes. frg. 34 braucht von sich u. Homer den Ausdruck ῥάψαντες ἀοιδήν. Sie bildeten übrigens eine eigene zahlreiche und geachtete Zunft, die erst nach der schriftlichen Aufzeichnung und allgemeinern Verbreitung der homerischen Gesänge in der Achtung sank und bei Plat. Ion 530 c u. öfter keine bedeutende Rolle mehr spielt, er nennt sie ὑπηρέται ποιητῶν, Rep. II, 373 b; καὶ κιϑαρῳδοί, Legg. VI, 764 d; Xen. Mem. 4, 2, 10 Conv. 3, 6 u. Sp. Sie hielten bei ihren Vorträgen einen Stab in der Hand, s. expl. Pind. I. 3, 56; so haben Neuere das Wort von ῥάβδος ableiten und Stabsänger erklären, auch wohl ῥαβδῳδός ändern wollen, vgl. Wolf Proleg. p. XCVI u. Heyne Il. T. VIII p. 793. – Soph. nennt uneigentlich die Sphinx ῥαψῳδὸς κύων, O. R. 391, die Räthsel gesangartig vortrug. – Bei D. Sic. 14, 109 heißen diejenigen, welche zu Olympia die Gedichte des Dionysius deklamirten, ῥαψῳδοὶ καὶ ὑποκριταί.

Quelle:
Wilhelm Pape: Handwörterbuch der griechischen Sprache. Braunschweig 31914, Band 2, S. 836.
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