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1.
Mit den schmachtend liebefeuchten Blüten, die sich knospig schließen,
Halb anblickend auf sich tun, sich schamschwank wenden ab mit Nicken,
Mit den Augen, die der herzverwahrten Regung Sinn ergießen,
Sprich, o Mädchen, welchen Sel'gen du damit heut an wirst blicken?
Die Zwischenträgerin spricht:
2.
Bewerbung wandtest du an sie, und lange Zeit war sie von dir begehrt;
Wie bist du's nun, der durchs Geschick die Jugend ihr in Traurigkeit verkehrt?
Nicht auszuhalten ist das Leid, kein tröstend Wort kann ihr zu Herzen dringen.
Soll, Unbedachter! weinend laut die Freundin denn sich ins Gerede bringen?
Der Abschiednehmende spricht:
3.
Kommen doch wieder, die gehn! Nicht mach um mich dir Gedanken,
[78] Liebliche! stets o so bleich hörst du mich Weinenden an.
Scham-mattsternigen Augs, gußrieselnden Auges von dir so
An mit Lächeln geblickt, geh ich mit Lust in den Tod.
4.
Da ich nur einmal im Scherzzorn »geh doch!« sprach mit barschem Ton,
Ging er gleich, das Felsenherz, vom Bette mit Gewalt davon.
Solches hastig treubundbrechend unbarmherz'gen Mannes nun
Denkt die Seele schamlos wieder! Freundin, o was soll ich tun!
5.
Weil, was das liebende Paar in der Nacht spricht, morgens dem Hausherrn
Plaudert der Hauspapagei, wirft ihm zum Lohne das Weib
Erst ihr Rubinschmuck-Ohrengehenk auf die Krümmung des Schnabels,
Stopft dann aber beschämt ihm mit Limonen den Mund.
6.
Sehend die lieblichsten Augen auf einsamem Sitze gesenket,
Schleicht er heran und verhält scherzend der Einzigen sie.
[79] Krümmend den Nacken, der Schelm, hautschauderig, küßt er die Schönste,
Der lieblächelnde Lust rötet die Wang' und die Stirn.
7.
Zweier auf demselben Lager abwärts redlos schmollender,
Gegenseitig herzergebner, aber ernsttunwollender
Gatten, wie die Blicke leise sich durch Augenwinkelstreifung
Mischten, schwand ihr Groll in Lachen unter fester Halsergreifung.
8.
»Du Frohaugige hast herzraubende Reize genug auch
Ohne Korsett« – da der Freund also die Schleifen ergriff;
Jetzt von der lächelnd am Bette Gesessenen freundlich gegrüßt gehn
Leise die dienenden Frau'n, Listiges flüsternd, hinaus.
Die junge Spröde spricht:
9.
Die Braue furchet sich geschickt,
Allein das Auge schmachtend blickt;
Das Herz hat sich mit Stolz ummauert,
Allein die Haut des Leibes schauert.
Das Wort des Mundes hemmt der Groll,
Doch glüht die Lippe lächelvoll.
Wie ist es möglich sich zu fassen.
Wo sich die Männer sehen lassen.
[80] Der zur Wallfahrt am Ganges gehende Geliebte
10.
»Liebste! bring mit Blickespielen hin die wen'gen Tage nur!« –
»Spielen mag ich nur mit Blicken, wo nicht öde steht die Flur.«
»Kommen werd' ich.« – »Du wirst kommen, Freunden bringend frohen Mut.«
»Und was soll ich dir mitbringen?« – »Eine Handvoll Gangesflut.«
Die Gekränkte spricht:
11.
Laß, Bester, es gesagt dir sein! Genug der Reden! gehe!
Denn nicht gering ist deine Schuld, und mein Geschick ist Wehe.
Wenn deine Lieb', einst also groß, an solchem Ziel sich findet,
Was kümmert mich das nichtige Scheinleben, ob es schwindet!
Dem abreisenden Geliebten
12.
Auf sind gebrochen die Spangen, und nach gehn liebende Tränen,
Länger nicht bleibet der Mut, Geist ist zu wandern gesinnt.
Alle sie ziehn mit dem ziehenden Freund; und mußt du denn reisen,
Lebensgeliebter! verschmäh doch nicht das Freundesgeleit!
[81] Der unverschämte Liebhaber spricht:
13.
Spröde die Lipp' einkneifend, erschreckt vorstreckend die Finger,
»Laß mich, Wicht!« so mit Zorn höher die Brauen gespannt,
Schaudernden Auges die Stolze; wer also sie küßte mit Hast, hat
Amrit, es rührten umsonst törichte Götter das Meer.
Die Verlassene
14.
Nach zerbrochnem Freundschaftsbande, nach zerstobner Hochbewerbungsehre,
Nach hinweggegangnem lieben Mann, als ob ein fremder Mann es wäre;
So betrachtend, so betrachtend, liebe Freundin, jene Tag' im Glücke,
Sagen kann ich nicht, warum das Herz mir nicht zerspringt in hundert Stücke.
Die Erwartende
15.
Des Auges feuchter Lotos tauet,
Der seinem Wunsch entgegenschauet;
Auf Wangen-Purpurblumen hin
Streut Lächeln weißlichen Jasmin.
Schweißtropfen auf den Brüsten strahlen,
[82] Wie Wasserspend' in Opferschalen:
So wird von allen Gliedern beigesteuert,
Damit des Liebsten Ankunft sei gefeiert.
16.
Fußfall fürchtend, birgt sie sittig mit dem Kleid des Fußes Ort,
Unterdrückt mit Kunst ein Lachen, läßt den losen Blick nicht frei.
Red' ich an, so spricht zur Magd sie nebenaus ein letztes Wort.
Ei, der Stolz der sehr Beworbnen, daß er mir gesegnet sei!
Das Auge der Liebenden
17.
Sehnsuchtsvoll, da von fern er nahete – staunend, betroffen,
Als er den Gruß ihr bot – rötlich vor Zorn, da den Arm
Er um sie schlang – als ihr Kleid er umklammerte, wolkig von Braue –
Als er zu Fuß ihr verstört stürzte, von Tränen gefüllt
Ward es, das Auge der Stolzen, o Wunder, das scharfblickreiche,
Weil es am Liebsten entdeckt, eine verborgene Schuld.
[83] Die bei Mondschein trinkenden Schönen
18.
Der Mond ward eingetrunken mit dem Weine,
Wie er im Becher schwebt' im Widerscheine.
Das Dünkeln stolzer Frauen bricht sein Licht;
Sehr! Huld versagt mir selbst die Sprödste nicht.
19.
Diese weitgeaugt-blicklüstige,
Vollgewölbt-schwellbrüstige,
Breitgelendet träge Gängerin,
Meine liebste Herzempfängerin.
20.
Ein mit Lack belegter, frühlingssprossenlinder,
Ein bespangter Fuß, ein schwer wollüstig träger;
Wo ein Tritt von ihm trifft einen Liebesünder,
Der ist dein, o sel'ger Delphinfahnenträger!
21.
Glieder bleich von Sandelstaube, Lippen braun von Betelkaun,
Augen, die von Flutbenetzung trüblich sind und Salbe taun,
Blumenduft im feuchten Haarnetz, blaues Florkleid faltenweit;
Solches gibt am Sommerabend lieben Frauen Lieblichkeit.
[84] 22.
Zitternde Wasser im Auge, Beschwörungen, lieblicher Fußfall –
Zärtliche halten damit auf den Geliebten, der reist.
Hell sei – o gehe du nur – und heiter der Morgen zur Ausfahrt!
Was mir die Liebe gebeut, hörest du einst wann du kehrst.
23.
Nicht Hängung an des Kleides Saum, noch in die Tür des Armesranken Stemmung;
Auch nicht zu Füßen fällt sie ihm, noch »bleibe, bleibe!« spricht sie mit Beklemmung.
Wie wolkentrüb das Wetter ist, doch will der Leid'ge reisen ohne Hemmung;
Die Schmächt'ge hemmt des Liebsten Fahrt durch ausgetretne Tränenüberschwemmung.
24.
Ich weiß nicht, – wann der Freund sich zeigt und bringet liebe Worte vor,
Ob alle meine Glieder dann zum Auge werden oder Ohr.
25.
Den Leib in herben Wehn verzehrt der ungeschickte Kama,
Und Tag' und Stunden zählt geschickt der mitleidlose Jama.
[85] Du selber, doch ein Mann, erliegst der Krankheit im Gemüte;
Bedenke, wie soll leben erst ich zarte Frauenblüte!
26.
Mein Leib ist einst gewesen vollkommen, ungekränkt,
Dann warst du Herzgeliebter, dem ich mein Herz geschenkt.
Nun bist du Herr, Gebieter, und was bin ich? das Weib!
Doch halten diese Glieder, und nicht zerspringt der eisenfeste Leib!
27.
»Törin, was willst du verbringen in traurender Strenge die Tage?
Fasse nur Mut! tu ab Treu', und Beständigkeit laß!«
So von der Freundin ermuntert, erwidert die Schüchterne leise:
Wird mich nicht hören der Freund, welcher im Herzen mir wohnt?
28.
»Wo in der wolkigen Nacht, Rehfüßige, trägt dich der Weg hin?«
»Wo der Geliebteste wohnt, welcher mein Leben beherrscht.«
»Sprich, so einsam allein, wie fürchtest du nicht dich, o Mädchen?«
»Ist mein Geleitsmann doch Kama gefiederten Pfeils.«
[86] 29.
Ihr, die bewegten Gemüts auf die Straßen hinaus, wo er nahn soll,
Spähet, soweit als der Blick reicht und solang' als der Tag;
Ihr, die den zögernden Fuß heimwendet am Abend, der Gattin
Wird mit gereckterem Hals sichtbar der Nahende jetzt.
30.
Bebt' ich nicht und zitterten die Brüste nicht? Durchlief die Haut
Nicht ein Schauer? perlte Schweiß im Antlitz nicht? Besinnung schmolz,
Da der Unhold, Fassungsräuber, Lebensherrscher nur geschaut
Ward von mir; o was kann halten den erkünstelt schwachen Stolz?
31.
Angeblickt mit trübem Auge von der Frau und angefleht,
Am Gewandsaum dann gehalten, und umfaßt mit Herzgewalt; –
Wie all das der Mitleidlose grausam von sich stößt und geht,
Wird er von ihr aufgegeben, der bisher'ge Lebenshalt.
[87] 32.
Seinem Antlitz gegenüber senk' ich scheu den Blick zu Fuß,
Ohren schließ' ich, welche schmachten nach der Lust von seinem Gruß;
Decke mit der Hand den Schweiß, der schauernd aus der Wange dringt; –
Freundinnen! was tu ich, wenn am Mieder jede Naht mir springt?
33.
Teilend das Lager mit ihm, den gebrochener Treue sie zeihet,
Ab sich wendend im Groll, wie er begütigen mag,
So hartnäckig verschmäht den Geliebten sie; bis er nun still wird;
»Schläft er wohl?« also den Hals reckt sie und blicket nach ihm.
34.
Der Wange Lilienblätter vom Schlag der Hand zerknittert;
Des Lippensaftes Nektar, der Seufzer trinkt ihn leer;
Die Träne hängt am Halse, der zarte Busen schüttert:
Der Zorn ist nun dein Liebster, Unhuld'ge! wir nicht mehr.
[88] Die Zeichen der Untreue
35.
Lackspur über der Stirn, und am Hals Handspangenbezeichnung,
Augschminkschwärzen am Mund, Farbe vom Betel am Aug; –
Sehend so zornaufregenden Schmuck frühmorgens am Freunde,
Senkt sie wie Blumen ihr Haupt, hauchet in Seufzen sich aus.
36.
Hin in Verwirrung geschmiegt, fußfälligen flehenden Schweigens,
Ab nun sich wendend, verschmäht, schickt er zu gehn sich, und gibt
Einen betränten, beschämten, verweilenden Blick noch der schönen,
Hochaufatmenden Brust, die ihm das Leben versagt.
37.
Wald und Gebirg und Gefilde mit erdebewässernden Strömen
Hindern des Wanderers Blick, dem, was er liebet, zu nahn.
Ob er es weiß, doch reckt er den Hals, und, gestellt auf die Zehen,
Heimwärts schaut er, bis ihm schwindet in Tränen der Blick.
[89] 38.
Wenn du den Groll ins Herz, Flutlilienaugige schlossest,
Sei er dein Liebster nunmehr, was zu bedenken ist noch?
Jene von mir vor diesem gegebnen Umarmungen gib mir
Wieder, o gib nur zurück jeden gegebenen Kuß.
39.
Weil er fremde Lippen biß, traf ihn der Liebsten Lotosfächer,
Schnell, als sei ihm Blütenstaub im Auge, blinzend stand er da.
Sie, gespitzten Knospenmundes, haucht in Unschuld; und ihr frecher
Freund in der Verwirrung küßt sie, die nicht weiß, wie ihr geschah.
40.
Der mit Lack belegte, lieblich Lotosglanz verdunkelnde,
Mit Juwelenschimmerschatzes-Abendrot bespangte,
Welchen warf im höchsten Zorne die mit Augen funkelnde,
Als ein Glückeszeichen auf dem Haupt der Fuß mir prangte.
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