Dreizehntes Kapitel

[15] Die verschiedenen Arten von Sätzen, über welche die Erörterungen geschehen und die Elemente, aus welchen sie bestehen, sollen also so, wie ich bisher gesagt, unterschieden werden; der Hülfsmittel aber, durch welche man sich der Schlüsse und der Induktionen geschickt und geläufig bedienen kann, giebt es vier. Das eine besteht in der Aufstellung der Sätze; das zweite besteht in der Fertigkeit, die mehrfachen Bedeutungen eines Ausdruckes von einander zu sondern; das dritte besteht in der Auffindung der Unterschiede; und das vierte besteht in der Ermittelung der Aehnlichkeit. Die drei letzten Hülfsmittel sind gewissermaassen ebenfalls Sätze, denn man kann jedes von ihnen in einen Satz umwandeln; z.B. dass das Wünschenswerthe entweder das Sittliche, oder das Angenehme,[15] oder das Nützliche sei; und dass die Wahrnehmung sich von dem Wissen dadurch unterscheide, dass, wenn man sie beide verloren hat, man nur letzteres wieder erlangen kann, jene aber nicht; ferner: dass sich das gesund Machende zur Gesundheit ebenso verhalte, wie das Wohlbefinden Bewirkende zu dem Wohlbefinden. Von diesen drei Sätzen ist der erste aus den mehrfachen Bedeutungen eines Wortes, der zweite aus den Unterschieden, der dritte aus den Aehnlichkeiten gebildet.

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Aristoteles: Die Topik. Heidelberg 1882, S. 15-16.
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