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[41] Der Unterschied aber ist, daß das Ungefähr über mehres sich erstreckt. Was nämlich aus Zufall ist, ist von ungefähr; dieses aber nicht alles aus Zufall. Der Zufall nämlich und das Zufällige findet da statt, wo auch ein Glückfall statt finden kann, und überhaupt ein Handeln und diesem entsprechendes Leiden. Darum auch muß der Zufall Handlungen und was zu ihnen gehört, betreffen. Dieß zeigt sich daran, daß er gilt entweder für Dasselbe mit dem Glück, oder für etwas Verwandtes. Das Glück aber ist ein Handeln oder Leiden, nämlich ein gutes. Wer also nicht handeln kann, kann auch nichts vom Zufall erfahren. Und deswegen erfährt weder ein Unbeseeltes, noch ein Thier, noch ein Kind einen Zufall, weil es keine Absicht hat; noch begegnet ihnen ein Glückfall oder Unglückfall, außer etwa vergleichweise, wie Protarchus sagt, ein Glückfall sei es für die Steine, aus denen die Altäre sind, weil sie geehrt, ihre Genossen aber mit Füßen getreten werden. Zu leiden indessen etwas aus Zufall, begegnet wohl auch diesen, wenn der in Bezug auf sie Thätige einen Zufall erfährt; auf andere Weise aber findet es hier nicht statt. – Das Ungefähr aber auch den übrigen Thieren, und vielem Unbeseelten, so z.B. das Pferd kam, sagen wir, von ungefähr, indem es gerettet ward durch sein Kommen, nicht der Rettung wegen kam. Und der Dreifuß fiel von ungefähr; denn gestanden wohl wäre er des Feststehens wegen, aber nicht des Feststehens[41] wegen gefallen. Also sieht man, daß, wenn bei dem, was schlechthin eines Zweckes wegen geschieht, ein Umstand eintritt, der nicht unmittelbar in der Zweckbeziehung steht, sondern eine äußere Ursache hat, wir dann sagen, es geschehe von ungefähr; aus Zufall aber, wenn dieses Ungefähr bei Absichtlichem geschieht in Bezug auf die, die mit Absicht handeln. Verwandt mit dem Ungefähr und gewissermaßen ihm entgegengesetzt ist das Umsonst, welches dann gesagt wird, wenn etwas, das eines Zweckes wegen geschieht, diesen Zweck verfehlt; z.B. das Gehen, wenn es der Verdauung wegen geschieht, diese aber nicht erfolgt für den Gehenden, so sagen wir, er sei umsonst gegangen, und sein Gang ein vergeblicher; als sei dieß das Vergebliche, was wesentlich eines andern wegen geschah, wenn es dieses nicht herbeiführt, wegen dessen es geschah und wesentlich ward. Denn wollte jemand sagen, er habe sich umsonst gebadet, weil keine Sonnenfinsternis entstand, so würde er lächerlich sein; denn nicht war dieses wegen jenem. Das Ungefähr ist daher ein solches, welches seinem eignen Selbst nach umsonst ist, indem der Zweck, dem es dienen muß, ihm fremd bleibt. Denn nicht des Stoßens wegen fiel der Stein herab; von ungefähr also fiel er herab, da er auch unter solchen Umständen gefallen sein konnte, wo das Stoßen der Zweck war. Am meisten aber ist abgetrennt das Zufällige bei dem, was von Natur geschieht. Denn wenn etwas außerhalb des Naturlaufes geschieht, so nennen wir es nicht aus Zufall, sondern eher von ungefähr geschehen. Es ist aber auch hier noch ein Unterschied; denn was eigentlich von ungefähr geschieht, hat die Ursache außer sich, jenes aber in sich. – Was nun das Ungefähr und was der Zufall ist, ist gesagt worden, und worin beide sich unterscheiden. Hinsichtlich der Art und Weise der Ursachen aber, so ist beides unter den Ursachen begriffen, die den Anfang der Bewegung bereiten. Entweder nämlich[42] zu den natürlichen oder zu den aus Ueberlegung stammenden Ursachen gehört es immer. Aber von diesen ist die Menge unbestimmt. – Da aber das Ungefähr und der Zufall Ursache von solchem ist, von dem der Gedanke Ursache sein könnte oder die Natur, indem nämlich nebenbei etwas von diesen Ursache wird; nichts Beiläufiges aber vorangeht dem an und für sich Seienden, so erhellt, daß auch nicht, was solchergestalt nebenbei Ursache ist, vorangehen kann dem, was an und für sich Ursache ist. Später also ist das Ungefähr und der Zufall sowohl gegen den Gedanken, als gegen die Natur. Sollte demnach etwa gar des Himmels Ursache das Ungefähr sein, so würde nothwendig vorher Gedanke und Natur Ursache sein müssen, wie von vielem Andern, so von diesem All.
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