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[176] Was aber zuerst bewegt, nicht als das Weswegen, sondern woher der Ursprung der Bewegung, ist zusammen mit dem Bewegten. Zusammen aber sage ich, weil nichts zwischen ihnen ist. Dieß nämlich ist gemein allem, was bewegt wird und bewegt. – Da es nun dreierlei Bewegungen giebt: die nach dem Raume, und nach der Beschaffenheit, und nach der Größe, so muß auch, was sich bewegt, dreierlei sein. Die nun nach dem Raume ist Ortsveränderung, die nach der Beschaffenheit Umbildung, die aber nach der Größe, Wachsthum und Abnahme. Zuerst nun wollen wir von der Ortveränderung sprechen: denn sie ist die erste unter den Bewegungen. Alles nun, was den Ort verändert, wird bewegt entweder durch sich selbst, oder durch Anderes. Was nun durch sich selbst sich bewegt, bei diesem ist klar, daß zusammen das Bewegte und das Bewegende ist; denn gegenwärtig in ihm ist das zuerst Bewegende, und also giebt es nichts dazwischen. Was aber durch Anderes bewegt wird, dieß muß vierfach sich[176] verhalten. Denn vielerlei sind die Arten der Ortveränderung durch Anderes: Zug, Stoß, Tragung und Drehung. Alle Bewegungen im Raume nämlich lassen sich zurückführen auf diese. Das Schieben nämlich ist eine Art von Stoß: wenn das, was von sich wegbewegt, nachfolgt dem, welches es stößt. Das Abstoßen aber, wenn es nicht nachfolgt, nachdem es bewegt hat. Der Wurf, wenn es heftiger macht die Bewegung von sich weg, als die natürliche Bewegung ist, und jene Bewegung so lange fortdauert, als sie die Oberhand über diese behält. Weiter das Voneinanderstoßen und Zusammenstoßen sind Abstoßen und Ziehen. Das Voneinanderstoßen nämlich ist Abstoßen: denn entweder von sich, oder von einem Andern weg ist das Abstoßen ein solches. Das Zusammenstoßen aber Ziehen: denn sowohl nach sich selbst, als auch nach Anderem hin ist das Ziehen ein solches. Also auch was Unterarten von diesen sind: z.B. Einschlagen und Weben; das eine nämlich ist ein Zusammenstoßen, das andere ein Voneinanderstoßen. Auf gleiche Weise auch die übrigen Mischungen und Scheidungen. Alle nämlich werden entweder ein Voneinanderstoßen oder ein Zusammenstoßen sein; außer welche auf einem Entstehen und Vergehen beruhen. – Zugleich aber sieht man, daß es keine andere Gattung der Bewegung giebt; wie Mischung und Scheidung. Denn alle sind zu vertheilen unter einige der genannten. – Ferner ist das Einathmen ein Ziehen, das Ausathmen aber ein Abstoßen. Eben so auch das Ausspeien, und alle übrige, sowohl aussondernde als aufnehmende Bewegungen des Körpers. Die einen nämlich sind ein Ziehen, die andern ein Abstoßen. Man muß aber auch die andern räumlichen Bewegungen hierauf zurückführen: denn alle fallen unter diese vier. – Von diesen aber wiederum das Tragen und das Drehen unter Zug und Stoß. Denn was das Tragen betrifft, so gehört dieses unter jene drei Arten. Das Getragene nämlich bewegt sich nebenbei; weil es in einem Bewegten[177] ist oder auf einem Bewegten. Das Tragende aber trägt, indem es entweder gezogen, oder gestoßen, oder gedreht wird. So daß also allen dreien gemeinschaftlich das Tragen ist. Das Drehen aber ist zusammengesetzt aus Zug und Stoß. Denn das Drehende muß theils ziehen, theils stoßen: denn es führt Einiges von sich ab, Anderes nach sich hin. – Also, wenn das Stoßende und das Ziehende zusammen ist mit dem Gestoßenen und Gezogenen: so sieht man, daß das räumlich Bewegte und Bewegende nichts zwischen sich hat. Allein dieses erhellt auch aus den Begriffbestimmungen. Denn Stoß ist die Bewegung von sich oder von etwas Anderem weg nach etwas Anderem; Zug aber die von etwas Anderem nach sich selbst oder nach etwas Anderem; wann schneller die Bewegung ist des Ziehenden, die, welche trennt von einander das Stetige. So nämlich wird zugleich angezogen das Andere. Leicht indeß könnte stattzufinden scheinen eine Art von Ziehen auch auf andere Weise. Das Holz nämlich ziehet das Feuer nicht also. Es ist aber kein Unterschied, ob beim Ziehen das Ziehende sich bewegt oder stillsteht; denn in dem einen Falle zieht es dahin, wo es ist, in dem andern, wo es war. Nicht aber kann etwas weder von sich weg nach einem Andern, noch von einem Andern nach sich hin bewegen, ohne zu berühren. Also ist ersichtlich, daß das räumlich Bewegte und Bewegende nichts zwischen sich hat. – Allein auch nicht das Umgebildete und Umbildende. Dieß nun erhellt aus einer Reihe von Beispielen. Denn überall ergiebt sich, daß zusammen ist das letzte Umbildende, und das, was umgebildet wird von jenem. Dieß nämlich sind Zustände der zum Grunde liegenden Beschaffenheit. Von etwas nämlich, das warm wird, oder süß, oder dicht, oder trocken, oder weiß, sagen wir, es bilde sich um; auf gleiche Weise von dem Unbeseelten und dem Beseelten; und wiederum unter dem, was beseelt ist, sowohl von den nicht empfindenden Theilen, als von den[178] Sinnen selbst. Denn es bilden sich um auf gewisse Weise auch die Sinne. Der Sinn nämlich in seiner Wirklichkeit oder die Empfindung ist eine Bewegung durch den Körper; indem der Sinn etwas erleidet. Auf welche Arten nun das Unbeseelte sich umbildet, auf diese auch das Beseelte; auf welche aber das Beseelte, nicht auf alle diese das Unbeseelte: nicht nämlich bildet es sich um nach den Empfindungen. Und dieses wird es nicht gewahr, jenes aber wird es gewahr, wenn es etwas erleidet. Doch hindert nichts, daß auch das Beseelte es nicht gewahr werde, sondern nicht in Bezug auf die Sinne stattfindet die Umbildung. Wenn nun alle Umbildung durch das Empfindbare geschieht, so ist bei allem diesem ersichtlich, daß zusammen ist das letzte Umbildende und das erste Umgebildete. Denn mit jenem ist stetig zusammenhängend die Luft, mit der Luft aber der Körper. Und wiederum die Farbe mit dem Lichte, das Licht aber mit dem Gesicht. Auf dieselbe Weise auch das Gehör und der Geruch; denn zuerst Bewegendes ist hier, im Verhältniß zu dem was bewegt wird, die Luft. Und hinsichtlich des Geschmackes gleichergestalt: denn zusammen mit dem Geschmacke ist das Geschmeckte. Eben so auch hinsichtlich des Unbeseelten und Unempfindlichen. Also wird es auch nichts geben zwischen dem, was umgebildet wird, und dem, was umbildet. – Und auch nicht zwischen dem, was vermehrt wird, und dem, was vermehrt. Denn es vermehrt das zuerst Vermehrende durch sein Hinzutreten, so daß Eines wird das Ganze. Und wiederum nimmt ab das Abnehmende, indem etwas, das zu ihm gehört, von ihm hinwegtritt. Nothwendig also ist stetig sowohl das Vermehrende, als auch das Vermindernde. Was aber stetig ist, hat nichts zwischen sich. Man sieht also, daß das Bewegte und das Bewegende als erstes und letztes im Verhältniß zu einem Bewegten, nichts in der Mitte hat.
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