[628] 56. mantra-ādi-vad vā avirodhaḥ
oder: wie bei den Mantra's u.s.w. ist dies kein Widerspruch.

[628] Oder auch: man braucht nicht gleich einen Widerspruch darin zu argwöhnen, wenn die in der einen Ēākhā gebotenen Vorstellungen auch auf den in der andern Ēākhā vorkommenden Udgītha u.s.w. bezogen werden, da die Widerspruchslosigkeit sich ebenso gut »wie bei den Mantra's u.s.w.« aufrecht halten lässt. Nämlich ganz in derselben Weise werden die in der einen Ēākhā vorkommenden Mantra's, Werke und attributive Bestimmungen in den andern Ēākhā's herbeigezogen. Und wenn z.B. auch der Mantra (Spruch), der beim Nehmen des Presssteines zu sprechen ist: »du bist der Hahn« u.s.w. (Maitr. saṃh. 1, 1, 6) in andern Ēākhā's sich nicht vorfindet, so lässt sich doch auch bei ihnen dieselbe Verordnung | nachweisen, sofern es bei ihnen [nach der Glosse bei den Yajurvedin's] heisst: »du bist der Hausvogel, mit diesen Worten nimmt er den Pressstein oder auch mit den Worten: du bist der Hahn.« – Ferner, wenn auch in manchen Schulen die [fünf] Voropfer, nämlich Samidh u.s.w., nicht aufgezählt werden, so findet sich doch eine gleichnisartige Vorschrift darüber bei ihnen [nach der Glosse bei den Maitrāyaṇīya's], sofern es heisst: »fürwahr die [fünf] Jahreszeiten sind selbigen Ortes zu opfern.« – Wenn sich ferner in einigen Schulen die genaue Bestimmung der Art des dem Agni und Soma geweihten Bockes nicht findet, so haben sie doch an dessen Statt den diese Bestimmung enthaltenden Spruch: »zum Fette der Netzhaut des Schafbockes lade ein« (Ēatap. br. 3, 8, 2, 26.) – In ähnlicher Weise werden, wie wir bereits sahen (p. 919, 5, S. 601), Sprüche wie: »o Agni, genehmige den Opferruf, genehmige die heilige Handlung« (Pańcav. br. 21, 10, 11), obwohl sie nur in dem einen Veda vorkommen, doch in dem andern Veda herbeigezogen. – Ebenso wird der bei den Liederreichen [Anhängern des Ṛigveda] vorkommende Hymnus: »Der kaum geboren, mutvoll war zuerst gleich« (Ṛigv. 2, 12, 1) im Veda des Adhvaryu mit den Worten: »der Sajanīya-Hymnus ist zu recitieren« (Taitt. saṃh. 7, 5, 5, 2) wieder aufgenommen. – So gut wie daher die Werkteile, welche als Grundlage dienen, allerwärts gelten, ebenso gut können es ohne Widerspruch auch die auf diesen Grundlagen ruhenden Vorstellungen.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 628-629.
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