[593] 29. gater arthavattvam ubhayathâ, anyathâ hi virodhaḥ
die Zweckmässigkeit des Hingehens ist je nach dem, weil sonst ein Widerspruch.

Zuweilen wird im Zusammenhange mit dem Aufgeben des Guten und Bösen der Götterweg (devayâna) erwähnt und zuweilen nicht. Hier entsteht der Zweifel, ob da, wo das »Aufgeben« vorkommt, stets und ohne Unterschied der Götterweg zu ergänzen ist, oder ob er in unterschiedlicher Weise manchmal dazu gehört und manchmal nicht. Man könnte denken, ›dass ebenso wie, wo das »Aufgeben« vorkommt, stets und ohne Unterschied ein »Übernehmen« dazu gehört, ebenso auch der Götterweg überall dazu gehöre‹. – Auf diese Annahme erwidern wir: »die Zweckmässigkeit des Hingehens«, d.h. des Götterweges, ist, »je nach dem«, d.h. mit Unterschied anzunehmen; nämlich jenes Hingehen ist das eine Mal zweckmässig und das andere Mal, im Gegensatze dazu, nicht; »weil sonst« d.h. wenn man stets und ohne Unterschied diesen Weg annehmen wollte, »ein Widerspruch« eintreten würde. Denn wenn es heisst (Muṇḍ. 3, 1, 3):


»[Dann als ein Weiser] schüttelt von sich er

Das Gute wie das Böse, und geläutert

Geht er zur Gleichheit | mit dem Höchsten ein«,


so steht mit dieser Schriftstelle ein Hingehen, sofern ein solches zu einem andern Orte zu führen pflegt, in Widerspruch. Denn wie wäre es möglich, dass der [vom Saṃsâra] Geläuterte und folglich nicht mehr [wie die individuelle, in ihn verstrickte Seele] Wandernde, zu einem andern Orte hinginge? Und auch die »Gleichheit, mit dem Höchsten«, in die er eingeht, involviert keineswegs das Hingelangen zu einem andern Orte; daher an einer Stelle wie dieser die Annahme des Götterweges, wie wir meinen, gänzlich zwecklos ist.

Quelle:
Die Sûtra's des Vedânta oder die Çârîraka-Mîmâṅsâ des Bâdarâyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 593.
Lizenz:
Kategorien: