[492] 17. vidyâ-karmaṇor iti tu, prakṛitatvât
vielmehr [gehen sie in jene Welt nur auf den beiden Wegen] des Wissens und der Werke, weil von ihnen die Rede.

In der Fünf-Feuer-Lehre kommt die Frage vor: »weisst du, warum jene Welt nicht voll wird« (Chând. 5, 3, 3), und als Antwort darauf heisst es: »aber auf keinem dieser beiden Wege befindlich sind jene winzigen, immerfort wiederkehrenden Wesen, die schnell, wie man es ausspricht, entstehen und vergehen. Dieses ist der dritte Ort. – Darum wird jene Welt nicht voll« (Chând. 5, 10, 8.) Was hier »diese beiden Wege« heisst, wird im Sûtram bezeichnet als der »des Wissens und der Werke«, warum? »weil von ihnen die Rede«; d.h. von dem Wissen und den Werken war bei Besprechung der beiden Wege, des Götterweges und des Väterweges, die Rede; »die nun, welche solches wissen« (Chând. 5, 10, 1); hier wird das Wissen und als durch dasselbe zu erlangen der Götterweg erwähnt; »hingegen diese, welche im Dorfe Opfer, fromme Werke und Almosengeben üben« (Chând. 5, 10, 3); hier wird das Werk und als durch dasselbe zu erlangen der Väterweg erwähnt. Und im Zusammenhange damit heisst es: »aber auf keinem dieser beiden Wege | befindlich« u.s.w.; das soll heissen: diejenigen, welche weder vermöge des Wissens zum Götterwege, noch auch vermöge des Werkes zum Väterwege zugelassen werden, für diese besteht jener, den winzigen Kreaturen eigene, immerfort wiederkehrende dritte Weg; und auch hieraus ist zu ersehen, dass diejenigen, welche keine Opfer u.s.w. vollbringen, nicht zum Monde gelangen. – ›Aber könnten nicht auch sie zur Mondscheibe aussteigen und, nachdem sie von dort wieder herabgestiegen sind, in das Dasein der winzigen Kreaturen eingehen?‹[492] – Auch das ist nicht anzunehmen; indem ihr Aufsteigen keinen Zweck haben würde. Auch würde, wenn alle Dahinscheidenden zur Mondwelt kämen, jene Welt wirklich durch die Dahinscheidenden überfüllt werden, und die Antwort würde nicht in Einklang mit der Frage stehen. Es muss aber die Antwort so gegeben werden, dass dabei jene Welt nicht überfüllt wird. Meint ihr, dass dieser Zweck schon durch die Annahme des Herabsteigens erreicht werde, so müssen wir das ablehnen, weil die Schrift es nicht lehrt; denn allerdings könnte auch durch das Herabsteigen die Überfüllung vermieden werden; die Schrift aber erwähnt, um zu zeigen, wie die Überfüllung vermieden werde, den dritten Ort in den Worten: »dieses ist der dritte Ort. Darum wird jene Welt nicht voll« (Chând. 5, 10, 8); hierin liegt der Grund, aus welchem, auch ohne dass man an das Herabsteigen denkt, die Überfüllung vermieden wird; denn sonst würde, wenn das Herabsteigen [jenen andern] mit den Vollbringern der Opfer ohne Unterschied gemeinsam wäre, die Erwähnung des dritten Ortes ganz überflüssig sein. Das Wort »vielmehr« im Sûtram soll den Zweifel abschneiden, der sich auf Grund des Textes einer andern Vedaschule erhob, ob nicht vielleicht doch alle ohne Ausnahme zum Monde gingen. Weil dies unannehmbar, deswegen muss man annehmen, dass in dem Texte der andern Vedaschulen das Wort »alle« nur »alle Berufenen« bedeutet, | und demnach (Kaush. 1, 2) verstehen: »welche nur immer von den dazu Berufenen aus dieser Welt dahinscheiden, die gehen alle auf den Mond.«

Wenn weiter behauptet wurde, dass zur Erlangung eines neuen Leibes es für alle notwendig sei, auf den Mond zu gehen, weil in den Worten »bei der fünften Opferung«, die Zahl der Opferungen eine fest bestimmte sei, so ist darauf zu antworten:

Quelle:
Die Sûtra's des Vedânta oder die Çârîraka-Mîmâṅsâ des Bâdarâyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 492-493.
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