[502] 1. ›sandhye sṛishṭir, āha hi‹
›im Zwischenstande [geschieht] eine Schöpfung, denn sie sagt es‹.

Im verflossenen Pāda wurde auf Grund der Fünf-Feuer-Lehre die Verschiedenheit des Weges bei der Wanderung der Seele dargelegt; nunmehr sind die verschiedenen Zustände ebenderselben zu besprechen.

Die Schrift sagt: »Wenn nun der Mensch schläft« und wie es weiter heisst, »daselbst sind nicht Wagen, nicht Gespanne, nicht Strassen, sondern Wagen, Gespanne und Strassen schafft er sich« u.s.w. (Bṛih. 4, 3, 9-10.) Hier erhebt sich der Zweifel, ob so wie im Wachen auch im Traume die Schöpfung eine vollkommen reale ist, | oder ob sie nur auf Illusion beruht?

Hier nimmt der Lehrer zunächst an: ›»im Zwischenstande eine Schöpfung«‹. Zwischenstand nennt er den Zustand des Traumes, da diese Benennung im Veda gebraucht wird, indem es heisst: »der Zwischenstand als dritter ist der des Traumes« (Bṛih. 4, 3, 9), sofern er nämlich das Zwischenglied zwischen den Zuständen in den beiden Welten oder zwischen dem Wachen und dem Tiefschlafe ist. ›Die in diesem Zwischenstande bestehende[502] Schöpfung also muss eine wirklich reale sein; warum? weil die als Richtschnur dienende Schrift es so sagt; denn es heisst: »sondern Wagen, Gespanne und Strassen schafft er sich« u.s.w.; und dasselbe ergiebt sich aus dem Schlusse, wo es heisst: »denn er ist der Schöpfer« (Bṛih. 4, 3, 10.)‹

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 502-503.
Lizenz:
Kategorien: