[503] 2. ›nirmātāram ca eke; putra-ādayaē ca‹
›auch nennen ihn einige den Erschaffer; und zwar sind es Söhne u.s.w.‹

›Auch nennen einige Vedaschulen die Seele in diesem Zwischenstande »den Erschaffer der Wünsche«, wenn es heisst (Kāṭh. 5, 8):


»Der Geist, der in dem Schläfer wach bleibt,

Jedweden Wunsch nach Lust | erschaffend«;


»und zwar sind es [reale Dinge, wie] Söhne u.s.w.«, welche an dieser Stelle unter den Wünschen zu verstehen sind und auf Wunsch hervorgebracht werden.‹ – Aber bedeutet das Wort »Wunsch« nicht vielmehr bloss eine besondere Art des Verlangens? – ›Doch nicht! denn wenn es im Vorhergehenden heisst: »Söhne und Enkel wähle dir, die hundert Jahre leben« (Kāṭh. 1, 23), und gegen Ende: »zum Wunschgeniesser aller Wünsche will ich machen dich« (Kāṭh. 1, 24), so wird hier das Wort Wunsch von wirklichen Söhnen u.s.w. gebraucht. Und allerdings ist es die allweise [d.h. höchste] Seele, welche wir dem Thema und dem Nachfolgenden entsprechend hier verstehen müssen. Denn über den Allweisen handelt das Thema, indem es heisst: »vom Guten frei und frei vom Bösen« u.s.w. (Kāṭh: 2, 14); und auf ihn bezieht sich auch das weiter Folgende (Kāṭh. 5, 8):


»Der ist das Reine, ist das Brahman,

Der heisset das Unsterbliche.

In diesem ruhen alle Welten,

Dies überschreitet keiner je.«


Wenn die den Wachenden umgebende Schöpfung als ein Werk der allweisen Seele für wirklich real gehalten wird, so muss es auch die den Träumenden umgebende Schöpfung sein. Und so sagt die Schrift: »darum fürwahr sagen sie: es ist für die Seele eine Stätte des Wachens; denn was sie wachend sieht, eben dasselbe sieht sie auch im Schlafe« (Bṛih. 4, 3, 14); hier stellt die Schrift Träumen und Wachen unter dieselbe Regel, und somit[503] muss die Schöpfung im Zwischenstande eine wirklich reale sein.‹ –

Auf diese Annahme erwidert der Lehrer:

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 503-504.
Lizenz:
Kategorien: