[153] 18. itara-parāmarēāt sa', iti cen? na! asambhavāt
wegen Berührung des andern, dieser, meint ihr? Nein! wegen der Unmöglichkeit.

– ›Aber wenn unter dem kleinen Raume um des weiter Folgenden willen der höchste Gott verstanden werden soll, so ist zu bemerken, dass in dem weiter Folgenden ebenso gut auch die individuelle Seele berührt wird; denn es heisst: »und was diese Vollberuhigung (samprasāda) ist, die erhebt sich aus diesem Leibe, steigt empor zu dem höchsten Lichte und tritt hervor in ihrer eigenen Gestalt; das ist die Seele, so sprach er« (Chānd. 8, 3, 4.) Das Wort »Vollberuhigung«, welches in einer andern Schriftstelle (Bṛih. 4, 3, 15) den Zustand des Tiefschlafes bezeichnet, kann hier nichts anderes als den Träger dieses Zustandes, nämlich die individuelle Seele, bedeuten; denn nur von dem, welcher in dem Leibe wohnt, d.h. von der individuellen Seele, kann gesagt werden, dass sie sich in dieser Weise über den Leib erhebe; ähnlich wie (Chānd. 8, 12, 2) von dem Winde u.s.w., weil sie in dem Raume wohnen, ein Erheben über den Raum gelehrt wird. Und wenn ferner das Wort »Äther (Raum)«, obwohl es nicht im gewöhnlichen Gebrauche den höchsten Gott bedeutet, doch wegen Miterwähnung von Eigenschaften, die dem höchsten Gotte zukommen, z.B. in der Stelle: »der Äther ist es, welcher Namen und Gestalten auseinanderdehnt« (Chānd. 8, 14), auf den höchsten Gott bezogen wird, so kann es mit demselben Rechte auch einmal [nämlich an unserer Stelle] auf die individuelle Seele bezogen werden. Also »wegen Berührung des andern« ist dieser, d.h. die individuelle Seele auch schon unter dem kleinen Raume inwendig im Menschen zu verstehen.‹

Diese Annahme | bestreiten wir; warum? »wegen der Unmöglichkeit«; denn die individuelle Seele, wie sie durch den Wahn des Begrenztseins von den Upādhi's der Buddhi u.s.w. entsteht,[153] kann nicht dem Weltraume gleichgesetzt werden. Auch können dem, welcher in dem Wahne, die Upādhi's als Eigenschaften zu besitzen, befangen ist, die Eigenschaften der Sündlosigkeit u.s.w. nicht zugeschrieben werden, wie wir dieses bereits im ersten Sūtram [dieses Adhikaraṇams 1, 3, 14] dargelegt haben, hier aber wiederholen, um dem fortgesetzten Zweifel zu begegnen. Auch wird es weiter unten wieder vorkommen in dem Sūtram: »und um des andern willen [geschieht] die Berührung« (1, 3, 20.)

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 153-154.
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