[141] 9. dharma-upapatteç ca
auch wegen des Zutreffens der Qualitäten.

Hierzu kommt, dass auch die dem Bhûman zugeschriebenen Qualitäten auf den höchsten Âtman zutreffen; denn wenn es heisst: »wenn einer kein anderes sieht, kein anderes hört, kein anderes erkennt, das ist der Bhûman« (Chând. 7, 24, 1), so wird hier von dem Bhûman ein Aufhören der Thätigkeiten des Sehens u.s.w. gelehrt, und dieses Aufhören der Thätigkeiten des Sehens u.s.w. ist bekanntlich ein Merkmal des höchsten Âtman, sofern eine andere Schriftstelle sagt: »wo aber einem alles zum eignen Selbste geworden ist, wie sollte er da irgend wen sehen« u.s.w. (Bṛih. 4, 5, 15.) Und auch was jenes [aus Praçna 4, 2-3 geltend gemachte] Aufhören der Thätigkeiten des Sehens u.s.w. im Zustande des Tiefschlafes betrifft, so ist auch dies nur bestimmt, die Unberührbarkeit des Âtman [von den Eindrücken der Sinnenwelt], nicht aber die Wesenheit des Prâṇa zu schildern, da an der betreffenden Stelle [vgl. Praçna 4, 7] von dem höchsten Âtman die Rede ist. Und auch die Lust, welche als in diesem Zustande herrschend bezeichnet wurde, soll nur dienen um zu lehren, dass oben der Âtman seinem Wesen nach Lust ist; denn die Schrift sagt [von der Wonne des Brahman]: »dieses ist seine höchste Wonne; durch ein kleines Teilchen nur dieser Wonne haben ihr Leben die andern Kreaturen« (Bṛih. 4, 3, 32); und so heisst es auch an unserer Stelle »die Unbeschränktheit (bhûman), das ist die Lust; in der Beschränktheit ist keine Lust; darum ist die Unbeschränktheit die Lust« (Chând. 7, 23, 1); wenn hier die mangelhafte (sâmaya) Lust [der Beschränktheit] ausgeschlossen wird, so beweist dies, dass der als Lust aufgefasste Bhûman das Brahman ist. Auch die Erwähnung der Unsterblichkeit in den Worten »die Unbeschränktheit ist das Unsterbliche« (Chând. 7, 24, 1) weist auf die höchste Ursache hin, indem die Unsterblichkeit alles Erschaffenen nur eine relative ist, wie denn auch eine andere Schriftstelle sagt: »was von ihm verschieden, das ist leidvoll«[141] (Bṛih. 3, 4, 2.) Ebenso steht es mit den übrigen Qualitäten, dass er die Wahrheit ist, dass er auf seine eigene Majestät sich gründet, dass er allgegenwärtig und die Seele von allem ist; alle diese | dem Bhûman von der Schrift beigelegten Qualitäten passen nur auf den höchsten Âtman und auf nichts anderes. Somit ist bewiesen, dass der Bhûman den höchsten Âtman bedeutet.

Quelle:
Die Sûtra's des Vedânta oder die Çârîraka-Mîmâṅsâ des Bâdarâyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 141-142.
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