[53] 17. bheda-vyapadeēāc ca
und wegen der Hervorhebung des Unterschiedes.

Auch darum kann der »wonneartige« nicht der wandernde Ātman sein, weil es von dem wonneartigen heisst: »fürwahr er ist die Essenz; denn wer die Essenz erlangt hat, den erfüllt Wonne« (Taitt. 2, 7.) Hier wird der Unterschied zwischen dem individuellen und dem wonneartigen Ātman hervorgehoben. Denn derjenige, welcher erlangt wird, kann nicht derselbe sein wie der, welcher erlangt. – ›Aber wie kann dann befohlen werden, den Ātman zu erforschen, und wie können Schrift und Smriti behaupten, dass es nichts Höheres gebe als die Erlangung des Ātman [d.h. unseres eignen Selbstes], wenn, wie du sagst, derjenige, welcher erlangt wird, nicht derselbe ist wie der, welcher erlangt?‹ – Schon recht! aber gleichwohl ist von dem Selbste (Ātman), obgleich es darum unabänderlich das Selbst bleibt, die Wesenheit unbekannt, und infolgedessen wird von dem Volke der Leib u.s.w., obwohl er nicht das Selbst ist, zuversichtlich für das Selbst angesehen. Obgleich daher das Selbst schon als der Leib u.s.w. vorliegt, so ist doch das Selbst dieses Selbstes nicht erforscht und zu erforschen, nicht erlangt und zu erlangen, nicht vernommen und zu vernehmen, nicht begriffen und zu begreifen, nicht erkannt und zu erkennen; daher eine Hervorhebung des Unterschiedes in diesem Sinne statthaft ist. Allerdings aber ist[53] es im Sinne der höchsten Realität (parama-arthatas) nicht gestattet, einen von dem allwissenden höchsten Gotte verschiedenen Sehenden oder Hörenden anzunehmen, denn es heisst »nicht giebt es ausser ihm einen Sehenden« u.s.w. (Bṛih. 3, 7, 23); während hingegen anderseits dieser höchste Gott von dem durch das Nichtwissen aufgestellten, verkörperten, handelnden und geniessenden Erkenntnis-Selbste (vijńānātman) verschieden ist, ebenso gut wie von dem Zauberer, welcher mit Schild und Schwert in der Hand an einem Faden in die Höhe zu klimmen scheint, eben derselbe Zauberer, | indem er dabei in Wirklichkeit auf der Erde stehen bleibt, verschieden ist; oder wie von dem Raume in den Gefässen, wie er durch deren Bestimmungen (upādhi) abgegrenzt wird, derselbe Raum, sofern er durch diese Bestimmungen nicht abgegrenzt wird, verschieden ist. Auf diese Verschiedenheit des individuellen und des höchsten Ātman bezieht es sich, wenn gesagt wurde: »nicht der andere, weil unzutreffend«, sowie: »und wegen der Hervorhebung des Unterschiedes« (Sūtram 1, 1, 16-17.)

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 53-54.
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