[235] 17. jīva-mukhyaprāṇa-lingān na! iti cet? tad vyākhyātam
wegen der Merkmale der individuellen Seele und des Mukhya Prāṇa nicht, meint ihr? Darüber ist gehandelt worden.

Noch wurde behauptet, dass man wegen des im Verlaufe der Stelle vorkommenden Merkmales der individuellen Seele und wegen des Merkmales des Mukhya Prāṇa (Hauptlebensodems) nur eins von diesen beiden hier verstehen dürfe, nicht aber den höchsten Gott; diese Behauptung ist noch zu erledigen. Die Antwort lautet: sie ist schon erledigt und zwar durch die Stelle: »wegen der Dreifachheit der Verehrung, wegen des Beziehens und weil auch hier Verbindung mit ihm« (Sūtram 1, 1, 31.) Nämlich, wäre dem so, so würde hier eine dreifache Verehrung statthaben, eine Verehrung[235] der individuellen Seele, des Mukhya Prāṇa und des Brahman; das geht aber nicht an, denn aus dem Anfange und dem Ende der Stelle ergiebt sich, dass sie sich auf Brahman bezieht. Dass zunächst der Anfang sich auf Brahman bezieht, haben wir schon erwiesen; aber auch das Ende muss, weil in ihm ein unübertrefflicher Lohn verheissen wird, sich auf Brahman beziehen, wenn es heisst: »alles Übel schlägt ab, über alle Wesen erlangt Principalität, Autonomie, Oberherrlichkeit, | wer solches weiss« (Kaush. 4, 20.) – ›Aber ist nicht unter diesen Umständen durch die Erklärung der Stelle von Pratardana (Sūtram 1, 1, 28-31) die gegenwärtige Stelle schon miterklärt?‹ – Doch nicht! sondern weil betreffs der Worte »ja, dessen Gemächte dieses hier ist« die Beziehung auf Brahman dort noch nicht festgestellt worden war, darum wird hier der nochmals sich erhebende Gedanke an die individuelle Seele und den Mukhya Prāṇa widerlegt. Dass übrigens auch das [Kaush. 4, 20 gebrauchte] Wort Prāṇa sich auf Brahman beziehen kann, ersieht man aus der Stelle »denn der Prāṇa, o Teurer, ist die Bindungsstätte des Manas« (Chānd. 6, 8, 1.) Was endlich das Merkmal der individuellen Seele betrifft, welches zu Anfang und Ende der Stelle sich vorfindet, so kann man seine Verwendung bei dem Brahman damit rechtfertigen, dass dadurch die Identität [des Brahman und der Seele] angedeutet werden soll.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 235-236.
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