[250] 27. yoniē ca hi gīyate
auch wird er ja besungen als der [Mutter-]Schoss.

Auch darum ist Brahman der Urstoff, weil Brahman auch als »der [Mutter-]Schoss« gefeiert wird in Vedāntastellen wie (Muṇḍ. 3, 1, 3):


»Den Schöpfer, Herrn und Geist,

Den Mutterschoss, das Brahman«


und (Muṇḍ. 1, 1, 6):


»Was als der Wesen Schoss die Weisen schauen«.


Das Wort »Schoss« bedeutet ja auch im gewöhnlichen Gebrauche des Lebens den Stoff, wenn z.B. die Erde als der [Mutter-]Schoss der Kräuter und Bäume bezeichnet wird, und auch bei dem weiblichen Schosse | trifft es zu, dass er für die Leibesfrucht, sofern sie einen Teil desselben bildet, die materielle Ursache ist. Zuweilen allerdings bedeutet das Wort Schoss (yoni) bloss den Standort; so, wie der Zusammenhang zeigt, in der Stelle (Ṛigv. 1, 104, 1):


»Ein Schoss zum Sitzen ist, o Indra, dir bereitet«.


Hier aber (Muṇḍ. 1, 1, 6) muss es den Urstoff bedeuten, wie ersichtlich ist aus den nachfolgenden Worten: »wie eine Spinne den Faden auslässt und wieder zurückzieht« (Muṇḍ. 1, 1, 7.)[250]

Somit ist bewiesen, dass das Brahman die materielle Ursache ist. Wenn hingegen behauptet wurde, dass das Bewirken nach vorhergehender Absicht der Erfahrung gemäss nur bei den bewirkenden Ursachen, dem Töpfer u.s.w., nicht bei den materiellen Ursachen vorkomme, so antworten wir darauf, dass es sich hier gar nicht zu verhalten braucht, wie in der Erfahrung: denn der Gegenstand, um den es sich hier handelt, ist durch Schlüsse [aus der Wahrnehmung] nicht zu erfassen; weil er aber nur durch Offenbarung zu erfassen ist, deswegen braucht es sich mit ihm nur so zu verhalten, wie die Offenbarung es lehrt; die Offenbarung aber lehrt, dass Gott, trotz des Beabsichtigens, auch die materielle Ursache ist, wie bereits gesagt wurde. Übrigens werden wir weiterhin noch alle derartigen Einwendungen ausführlich beantworten.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 250-251.
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