[756] 6. citi-ta mātreṇa, tad-ātmakatvād, iti Audulomiḥ
in dem Alleinstoffe der Geistigkeit, weil in dieser sein Wesen, so Audulomi.

Wenn auch dem Erlösten die Prädikate der »Sündlosigkeit« und die nächstfolgenden [Chānd. 8, 7, 1: »das Selbst, das sündlose frei von Alter, frei von Tod und frei von Leiden, ohne Hunger und ohne Durst«] in einer Vielheit beigelegt werden, so beruhen dieselben doch nur auf einer Abwechslung in den Worten; denn der Sinn dabei ist allein, dass bei ihm die Sünde u.s.w. zunichte geworden sei. Nämlich die eigene Natur seines Ātman besteht nur in der Geistigkeit, daher er »in dem Alleinstoffe« dieser als seiner eigenen Natur hervortreten muss. Und auf diese Weise kommen auch Schriftstellen wie: »so, fürwahr, ist dieser Ātman, ohne Inneres und ohne Äusseres, ganz aus Erkenntnis bestehend« (Bṛih. 4, 5, 13) zu ihrem Rechte. Wenn aber auch die [weiteren, Chānd. 8, 7, 1 vorkommenden] Prädikate: »sein Wünschen ist wahrhaft« u.s.w. [nicht, wie die vorhergehenden bloss negativ sind, sondern] als Beschaffenheiten an seinem Wesen ausgesagt werden und besagen, dass er nur wahre Wünsche u.s.w. besitze, so sind dieselben doch von der Verbindung mit Upādhi's abhängig, daher sie nicht so wie die Geistigkeit das eigentliche Wesen bezeichnen können, weil von diesem die vielheitliche Naturbeschaffenheit ausgeschlossen ist. Dass aber die vielheitliche Naturbeschaffenheit von Brahman ausgeschlossen sei, zeigten wir bei den Worten: »auch nicht wegen der Standorte hat der Höchste beide Charaktere« (Sūtram 3, 2, 11.) Aus demselben Grunde kann auch die Erwähnung des »Lachens« u.s.w. (Chānd. 8, 12, 3) nur die Befreiung vom Leiden bedeuten, und steht ähnlich wie die Worte: »an dem Selbste sich freuend« u.s.w. (Chānd. 7, 25, 2) nur da zur Verherrlichung.[756] Denn im eigentlichen Sinne können Freude, Spiel und Paarung nicht als Merkzeichen des Ātman gelten, weil sie alle noch ein Objekt ausser ihm voraussetzen. Somit hat der Erlöste alle Vielheitlichkeit von sich abgethan und tritt hervor in dem ruhigen, unaussprechlichen Selbste der Erkenntnis; – so meint der Lehrer Auḍulomi.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 756-757.
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