[754] 4. avibhāgena, dṛishṭatvāt
in Ungeteiltheit, weil dies ersichtlich.

Der, von welchem es heisst: »er gehet ein in das höchste Licht und tritt dadurch hervor in eigener Gestalt«, besteht dieser noch gesondert von dem höchsten Ātman, oder findet er sich in Ungeteiltheit mit ihm? das ist die Frage. – Man könnte denken, ›weil in den Worten »dort geht er umher« (Chānd. 8, 12, 3) die Beschäftigungen und der Beschäftigte auseinandergehalten werden, und weil in den Worten »er gehet ein in das Licht« der Thäter und der Gegenstand des Thuns auseinandergehalten werden, es sei ein Verharren in der Vielheit anzunehmen‹. – Wer dieses denken könnte, den klärt der Lehrer auf, indem er sagt: der Erlöste[754] besteht in völliger »Ungeteiltheit« mit dem höchsten Ātman; warum? »weil dies ersichtlich.« Nämlich Worte wie: »das bist du« (Chānd. 6, 8, 7); – »ich bin Brahman« (Bṛih. 1, 4, 10); – »wenn einer kein anderes sieht« (Chānd. 7, 24, 1); – »aber es ist kein Zweites, von ihm verschiedenes da, welches er sehen könnte« (Bṛih. 4, 3, 23), – diese und andere Schriftstellen beweisen, dass der höchste Ātman in völliger Ungeteiltheit besteht. Der Erkenntnis von ihm aber muss auch die Frucht entsprechen, nach der Regel »die Einsicht in ihn« (Sūtram 4, 3, 15.) Auch heisst es (Kāṭh. 4, 15):


»Wie Wasser, rein zu reinem zugegossen,

Bleibt eben solches, so, o Gautama,

Ist auch das Selbst des Weisen, der erkannt hat«;


– diese und andere Schriftworte, welche die Schilderung des Erlösten zum Gegenstande haben, bezeugen seine Ungeteiltheit, und ebenso die [namentlich Chānd. 6, 9-13 vorkommenden] Gleichnisse, wie z.B. das von dem Meere und den Flüssen (Chānd. 6, 10, 1. vgl. Muṇḍ. 3, 2, 8. Praēna 6, 5) u.s.w. Auch bei der Ungeteiltheit aber kann die Bezeichnung der Geteiltheit in übertragenem Sinne gebraucht werden, wie dies z.B. geschieht an den Stellen: »Worin, o Heiliger, stehet er? – Er steht in seiner eignen Majestät« (Chānd. 7, 24, 1) und: »am Ātman sich freuend, mit dem Ātman spielend« (Chānd. 7, 25, 2.)

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 754-755.
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